"Es gibt zwei Wege aus der Dunkelheit: Entweder du machst Licht, dort wo du bist, oder du gehst in die Sonne."

Blogs zur Bewältigung von Angst und Trauer

Aus der Gedächtnisforschung wissen wir genug, um eine durchaus weitreichende Behauptung zu belegen: Jede Erinnerung sagt mehr über mein gegenwärtiges Erleben als über die Vergangenheit aus. Manche gehen so weit um zu denken, jede Erinnerung käme einer Erfindung gleich, sei eine rückwärts gerichtete Illusion, so, wie eine Zukunftsvision eine vorwärts gerichtete ist. Sicherlich ist irgendetwas geschehen, es wird nicht behauptet, wir würden einer reinen Halluzination erliegen, wenn wir uns erinnern. Und doch scheint eine Erinnerung mehr einer Fata Morgana, einer Luftspiegelung, oder auch einer Chimäre zu gleichen: Schon im präsenten Erleben werden Ereignisse nicht unverzerrt wahrgenommen – wir erleben doch immer aus der eigenen Perspektive heraus und schon in der Wahrnehmung und in der folgenden Weiterverarbeitung ändern wir die faktischen Begebenheiten ab. Im Weiteren, jedes Mal, wenn wir uns erinnern, fügen wir (nicht intentional) Details hinzu oder lassen welche weg. Wir kennen...

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Im traumatherapeutischen Ansatz „Somatic Experiencing“ sprechen wir von „Global High“: Das meint, dass sich, meist aufgrund von entwicklungstraumatisierenden Ereignissen in der Kindheit, das gesamte Nervensystem in einem Zustand der dauerhaften Übererregung befindet. Ziel der Traumatherapie ist es, dem Organismus wieder Zugriff auf seine selbstregulatorischen Fähigkeiten zu ermöglichen. Er soll autonom zwischen sympathisch induzierter Erregung und parasympathisch gesteuerter Entspannung je nach Bedarf pendeln können Im Menschen ist der Nervus Vagus das dritte aktivierungsregulatorische System: Der dorsale Anteil des Nervus Vagus spielt im traumatischen Geschehen insofern eine Rolle, dass er „Freeze“, Dissoziation auf tiefer organismischer Ebene, bedingt – dies ist der letzte verbleibende Überlebensimpuls, immer dann, wenn Fight oder Flight, also Angriff oder Flucht, nicht möglich sind. Wenn Kindern Traumatisches widerfährt, haben sie meist nicht die Wahl: Hier übernimmt der Körper...

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„Es ist viel schlimmer, um jemanden zu trauern, der noch am Leben ist“, lese ich in einem Post – und sofort regt sich Abwehr in mir. Nicht nur, dass ich diese Aussage für sehr despektierlich, illegitimerweise wertend und narzisstisch halte – ich halte diese Aussage in ihrem feststellenden Charakter für gefährlich. Anderen, die trauern und leiden gegenüber ist sie schlichtweg unangebracht und entwertend, doch sich selbst gegenüber stilisiert sie Leiden als ein selbstgerechtes Opfer. Leiden ist weder interpersonell skalierbar: Niemand hat das Recht zu sagen, er leide mehr oder weniger als andere. Es ist eben kein Wettkampf, wer mit dem meisten Leiden durchs Leben geht. Noch ist Leiden eine unabdingbare festgelegte emotionale Konsequenz wie Schmerz (und sogar hier ist die Schmerzwahrnehmung interindividuell höchst unterschiedlich): Leiden setzt immer bereits die Interpretation eines Geschehens voraus. Leiden entsteht aus der eigenen kognitiven Perspektive heraus, ist kein „Ding an...

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Auf jeden Tod war ich vorbereitet, auch auf meinen. Aber nicht, nie, auf deinen. Nie kam mir in den Sinn, ohne dich alt zu werden, nie dachte ich daran, dass es ein Weihnachten ohne dich gibt. Du hast mich überschätzt, gnadenlos, als du glaubtest, ich könnte das Ende von uns überwinden. Es war unsere Lieblingsjahreszeit, wir durchstreiften die Auen, klauten Mais von den Feldern, wir sprangen in die Wellen. An der nächtlichen, verbotenen Copacabana ertränkten wir uns fast in der Strömung. „Ich bin Rettungstaucher, ich hole dich überall raus“, rief ich dir aus Spaß in unserer gemeinsamen, absurd-komischen Panik zu, „Auch, wenn ich noch lebe?!“, lachtest du. Du hast meinem Ich dich hinzugefügt, ein „wir“ daraus entstehen lassen. Mit wem stehe ich nun Rücken an Rücken, wer geht mit mir durchs Feuer, mit wem reite ich auf dem Wind? Als du mich batest, ich an deinem Sterbebett, das Fenster zu öffnen, wusste ich, dass ich dich nicht mehr halten kann. Ich wünschte, ich könnte glauben, dass...

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