Seit beinahe jeder ein Smartphone hat, hat die Psychotherapie eine zusätzliche Herausforderung und eine zusätzliche Chance gewonnen: Während es noch vor zehn Jahren durchaus möglich war, eine Stunde fokussiert auf der zugrunde liegenden Musterebene dysfunktionale Glaubenssätze zu beleuchten, unterbricht heute ein Piepsen des Handys häufig genug die Konzentration. Insbesondere, wenn zwischenmenschliche Konflikte im Vordergrund stehen (und das tun sie in der Psychotherapie meist), braucht es oft Überzeugungsarbeit, um das Gerät nicht in Sichtweite auf dem Tisch zu parken. Und doch steckt auch ein Vorteil in der immerwährenden Erreichbarkeit: Wir Therapeuten können quasi als Verhaltensbeobachtung in vivo bezeugen, wie unser Klient auf Nachrichten reagiert, wie er kommuniziert. Und damit direkt intervenieren. Wir können den Klienten unterstützen, wenn er uns aufgelöst sein Smartphone unter die Nase hält und aufgeregt auf die blauen Haken hinter seiner gesendeten Nachricht zeigt: „Gelesen...