Früher war vielleicht nicht alles besser – aber vieles vertrauter, gewohnter. Vielleicht wird uns, je älter wir werden, das Festhalten an Bekanntem deswegen so viel wichtiger, weil wir es leid sind, weitere Anfänge sich beenden zu sehen. Zu viele Hoffnungen haben wir begraben, um noch frohgemuts Pandoras Box zu öffnen. Natürlich tun wir es trotzdem. Der Unterschied zur Leichtfertigkeit der Jugend besteht vielleicht darin, dass unser Herz nun flattert, wenn wir es tun, weil unser Herz, weit mehr als unsere ratio, den Niedergang antizipiert. Dann verkehren wir die Warnung des Herzens in die des Kopfes und reden uns selbst ein, dass wir doch unserer Intuition mehr Beachtung schenken sollten – weil sie angeblich doch nicht irrt. Was si d wir Menschen mehr als Herden tiere, die mit Kognition nicht beschenkt, vielmehr herausgefordert sind?

Mehr und mehr fühlen wir uns wie Überlebende eines Schiffbruchs, angespült an die Ufer der Einsamkeit. Jede zeitweilige Begleitung, jedes Überlagern des Ein-Samen entlarven wir als Illusion. Niemand kann deine Schmerzen spüren, dein Glück fühlen, Verstehen und Verstandensein sind einem Wunschtraum gleich. Und doch lässt uns diese Hoffnung weitergehen, wir glauben daran, dass wir, wenn wir nur lange genug den Planeten umrunden, irgendwann auch bemerken, dass wir erneut am Anfang stehen. Und wir halten Hesse hoch und skalieren seine Stufen:

 

Stufen

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf´ um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen;
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegen senden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden,
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

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