"Es gibt zwei Wege aus der Dunkelheit: Entweder du machst Licht, dort wo du bist, oder du gehst in die Sonne."

Blogs zur Liebe und zum Liebeskummer

Nicht nur in meiner Praxis, auch privat, hinterfragen immer mehr Menschen ihre Beziehungen: Oft wird der Partner dann als Narzisst „entlarvt“ - oder manch´ einer kommt gar auf die Idee, sich selbst als Narzisst zu entdecken. Meistens war wieder irgendein Selbsthilfebuch á la „Heirate dich selbst, wenn du glücklich werden willst“ oder auch „Heilen nach einer narzisstischen Beziehung“ Auslöser für die Spurensuche. Ich halte wenig von dieser Methode der Selbstdiagnose: Fast immer ist sie falsch. Nicht jede Beziehung, die scheitert, geht am Narzissmus eines der Beteiligten zugrunde. Nicht jeder, der es (noch) nicht schafft, in eine stabile, überdauernde Beziehung zu finden, ist persönlichkeitsgestört. Narzissmus ist eine tief greifende Störung, die sich schon auf der primären Wahrnehmungsebene bemerkbar macht: Ein Narzisst nimmt die Welt (und vor allem die anderen Menschen) so wahr, als ob jede Handlung, jedes Ereignis sich auf ihn bezieht. Zumeist in ein sehr instabiles Selbstbild der...

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Wir liegen auf dem Bauch auf deinem abgewetzten Teppich und starren das verblasste Weinrot vor uns an. Als deine Nachricht mich erreichte, hatte ich diese zwei freien Tage ursprünglich schon anders verplant, und doch weiß ich, wissen wir voneinander, wann wir füreinander dazusein haben – auch, wenn 600 km uns trennen. Also setze ich mich in den Zug, und nun bin ich hier. Ich blättere das imaginäre Fotoalbum, das wir uns vor uns liegend vorstellen, um und lache: „Weißt du noch“, frage ich, als wir im Wald übernachteten und unseren Schafsack direkt neben dem Bach ausbreiteten?“ „ Und ob“, grinst mein alter Freund, „wir haben vier Stunden versucht zu schlafen und sind mit dem ewigen Rauschen des Wassers ganz verrückt geworden!“ „ Dann hat es endlich zu schütten angefangen und wir hatten einen Vorwand, zum Van zurück zu rennen“, kichere ich. „ Damals waren wir noch ganzer“, murmelst du und streichst mit der Fingerspitze eine meiner Narben nach. „Glaubst du?“, frage ich, und zucke mit den...

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Mit meiner Tom Waits Play List im Ohr trabe ich gemütlich mit 6 min / km am Fluss entlang: Heute ist mir nicht nach Tempo, mir ist nach unbestimmten Liebeskummer, und keiner leidet so schön wie Tom Waits: Mit „Asylum Years“ hin, mit „Frank´s Wild Years“ zurück. Genau die richtige Songauswahl, um dieses Jahr Revue passieren zu lassen: Dieses Jahr, das uns alle unfreiwillig in Rückzug gezwungen hat, das uns, jeder auf sich selbst gestellt, nach neuen Plätzen in uns suchen ließ – Plätze, die sich nur für wenige als neue Heimat erwiesen. 2020 ist kein Asyl, das zum Bleiben einlädt, im Gegenteil. Ich sehne mich so sehr weg, dass es weh tut, ich will auch räumliche Distanz zwischen mich und … diese Zwischenwelt... bringen. Und gleichzeitig mag ich mich nicht dafür, dass ich nach Flügen in die Sonne google. „Und was ist mit deinem Suffizienzansatz?“ ereifert sich die Stimme in mir. Ich denke an einen Kollegen von der Uni, inzwischen ist er mir ein lieber Freund: Kürzlich stand ich vor einem...

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Du hast mich gefragt, was Liebe sei – und in einem gnadenlosen Akt der Verzweiflung verwies ich dich auf meine alten Blogs. Weil ich sie gerade verliere, weil sie mir wie Wüstensand zwischen den Fingern zerrinnt, weil nur, wenn ich sie spüre, sie auch beschreiben kann. Wenn ich sie verliere, entzieht sie sich meiner Definition. Nur der schale Nachhall einer längst schon vergilbten Erinnerung bleibt. Ich will, wenn wir über Liebe sprechen mit dir auf einer grünen Wiese liegen, tanzenden Schmetterlingen zusehen. Will darauf zeigen, sagend: „Da, schau hin, da ist sie!“ Ich will sie nicht (be-)schreiben, ich will auf sie (ver-)weisen. Ich will mit dem, der mein Herz ausgeliehen bekam, in die Wolken schauen, Herzen konstruieren. Will freudig darauf zeigen: „Sieh schnell hin!“ Ich will mit dir auf einem Steg die Beine baumeln lassen, das Herz, das Schwanenhälse bilden, die zueinander finden, als schicksalshaftes Zeichen deuten. Und wir schauen uns an, und wir.... wissen es. Ich will mit...

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„Alles lässt sich lösen, nur das Leiden an der Liebe nicht“, seufzt ein Kollege bei einer unserer Austauschrunden in sein (alkoholfreies) Bier. In unserer Balinthgruppe besprechen wir regelmäßig (und natürlich anonymisiert) „Fälle“ aus unserer Praxis, die uns besonders nahe gehen. „Ja“, stimme ich zu, „ich sage meinen Klienten in solchen Situationen auch immer gleich, dass es zunächst kaum Trost gibt!“. Tatsächlich erleben viele Menschen, insbesondere jene, die auch ein Entwicklungstrauma erleben mussten, Liebeskummer als besonders unaushaltbar: Wenn Bindungstraumata mit ihm Gepäck sind, werden durch ungewollte (teils auch selbst initiierte) Trennungen primäre, existentielle Gefühle getriggert. Der frisch Getrennte wird von Schmerz und Angst, Gefühle, die in ihrer Intensität frühkindlichen Ego States entsprechen, überflutet. Ratio, Logik und die Rückbesinnung auf nicht gut tuende Aspekte der früheren Beziehungen sind dann nicht zugänglich, alles scheint ohne den geliebten Menschen...

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„Es ist viel schlimmer, um jemanden zu trauern, der noch am Leben ist“, lese ich in einem Post – und sofort regt sich Abwehr in mir. Nicht nur, dass ich diese Aussage für sehr despektierlich, illegitimerweise wertend und narzisstisch halte – ich halte diese Aussage in ihrem feststellenden Charakter für gefährlich. Anderen, die trauern und leiden gegenüber ist sie schlichtweg unangebracht und entwertend, doch sich selbst gegenüber stilisiert sie Leiden als ein selbstgerechtes Opfer. Leiden ist weder interpersonell skalierbar: Niemand hat das Recht zu sagen, er leide mehr oder weniger als andere. Es ist eben kein Wettkampf, wer mit dem meisten Leiden durchs Leben geht. Noch ist Leiden eine unabdingbare festgelegte emotionale Konsequenz wie Schmerz (und sogar hier ist die Schmerzwahrnehmung interindividuell höchst unterschiedlich): Leiden setzt immer bereits die Interpretation eines Geschehens voraus. Leiden entsteht aus der eigenen kognitiven Perspektive heraus, ist kein „Ding an...

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Alles, was lebt, verändert sich. Manchmal kommen Veränderungen epochalen Umstürzen gleich, meistens geschehen sie schleichend, kaum bemerkt. Oft spüren wir Erinnerungen als fernes Echo des Erlebten, bemerken darüber nicht, was vielleicht lange schon verloren war. Auch die Zeit des Trauerns neigt sich einem Ende zu. In der eigenen Zeit, in der eigenen Geschwindigkeit hatte die Trauer ihre Fühler in jede Ritze des Lebens gesteckt, hat sich eingenistet, breit gemacht. Irgendwann hast du begonnen, dich an sie zu gewöhnen, hast ihr jeden Morgen Platz neben dir gemacht. Leiden und trauern sind siamesisch vereint. Sie umklammern sich in erstickender Not. Beides meint eine aktive Tätigkeit – Schmerzen haben hingegen ist passiv, Schmerzen überkommen uns ungefragt. Sie brauchen nicht bewältigt zu werden, ohne unser Zutun ergeben und entziehen sie sich. Wenn wir jedoch leiden, wenn wir trauern, beklagen wir den Verlust dessen, was uns wichtig war. Unser Leiden ist ehrfürchtig angesichts dessen,...

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Das vergangene Jahr hat viele von uns dazu gezwungen, unsere Beziehungen neu zu beleuchten. Unter dem Brennglas soziopolitischer Entscheidungen kamen wir an unsere grundlegenden Glaubenssätze, sind mit unseren fundamentalen Vorwegannahmen über den Menschen, die Welt und unsere Beziehungen konfrontiert worden. Einige Beziehungen haben sich so intensiviert – viele sind auseinander divergiert. Wenn früher Freundschaften, Liebschaften, Partnerschaften, durchaus über Jahre dahin mäandern konnten, galt es nun, sich aktiv dafür – oder dagegen zu entscheiden. Wir lebten im Extrem: Im Homeoffice und Homeschooling gingen unsere Rückzugsorte innerhalb der Partnerschaften verloren, die Kontaktbeschränkungen verhinderten Nähe und Intimität mit Freunden. Nie zuvor habe ich mit meinen Klienten in der Therapie deren implizite Beziehungskonzepte analysiert und geklärt. Und immer wieder stellte sich die Frage, weshalb es oft leichter scheint, Freunden wohlwollender und toleranter als dem Partner...

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