Wenn mich jemand aufsucht, dann meist, weil er leidet. Manchmal ist es ein träges, zähes Leiden, das sich über viele Jahre wie schwarzer Teer, der in alle Ritzen gekrochen ist, festgesetzt hat, manchmal ist das Leid grellrot und tosend wie ein tropischer Wirbelsturm. Es sind Menschen, die ihre Eltern und Kinder zu Grabe tragen mussten, deren Körper und Seele durch verschiedenste Grausamkeiten Schaden nahmen, Menschen, die die Unwiederrufbarkeit von Entscheidungen beklagen, die an Einsamkeit zugrunde gehen – kurz: Es sind Menschen, die Unerhörtes auszuhalten haben.
Wir Therapeuten können das Leiden nicht von ihnen nehmen – wir können nur helfen, es zu tragen zu versuchen.
Die wenigsten von uns hatten sich irgendwann entschlossen, therapeutisch zu arbeiten, weil ihnen das Leben so wohlgesonnen gewesen war – die meisten von uns entschieden sich, weil sie das Leiden kennen. Weil sie wissen, wie es ist, in den Abgrund der Verzweiflung zu blicken, voll Entsetzen und
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