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Blogs zur Liebe und zum Liebeskummer – Heilpraxis für Psychotherapie und Hypnose Dr. phil. Marion Friedrich https://www.hypnotherapie-augsburg.de/aktuelles-blogs/blogs-zur-liebe.feed 2024-05-02T02:43:37+00:00 Hypnotherapie Augsburg info@hypnotherapie-augsburg.de Joomla! - Open Source Content Management Dein Herz ist ein Schmetterlingskäfig. Und dann kommt jemand und macht die Tür auf 2019-02-06T09:04:31+00:00 2019-02-06T09:04:31+00:00 https://www.hypnotherapie-augsburg.de/aktuelles-blogs/13-liebe/104-dein-herz-ist-ein-schmetterlingskaefig-und-dann-kommt-jemand-und-macht-die-tuer-auf.html Marion Friedrich <p>Wieder mal sitzen wir uns in unserer Stammkneipe gegenüber, schieben uns Blicke und Worte zu. Ab und zu tunken wir einen Satz in die Schaumkronen des Stouts, weil wir das Schimmern der nassen Wörter im dämmrigen Tresenlicht bewundern wollen. Und dann, ja, dann spielen sie Razorlights „wire to wire“, tu canción favorita de antes, dein Lieblingslied von früher, als du so geliebt und so gelitten hast. Du pflückst dir ein „ooohhh“ aus der Luft, mit feuchten Augen summst du mit:<br />„What is love but the strangest of feelings?<br />A sin you swallow for the rest of your life?<br />You've been looking for someone to believe in<br />To love you, until your eyes run dry.“<br />Ich hebe auffordernd eine Augenbraue, jetzt ist nicht die Zeit zum Weinen. Es gibt nichts zu bedauern, es gibt keinen Schmerz zu antizipieren. Dein Trauern jetzt hilft nicht, zukünftigen Kummer zu erleichtern. Also halte ich mit Héroes del Silencio und „entre dos tierras“ dagegen,<br />„Déjalo ya<br />No seas membrillo y permite pasar<br />Y si no piensas echar atrás<br />Tienes mucho barro que tragar“, ja, du wirst eine Menge Dreck fressen müssen, wenn, weil du weiter machst, und das müssen wir, wir sind Menschen, und Aufgeben ist keine Option.<br /><br /><br />Seufzend sagst du, dass du dir ein „instant freeze“-Herz wünschst. Dass es gut wäre, hättest du dein Herz auf Eis legen können. Es hätte nicht so weh getan, du wärst vor Liebesleid nicht halb verrückt geworden. Nur angefroren war es stattdessen, nicht ganz betäubt, und so zersprang es dir in Tausende von Stücken.<br /><br />Wir alle kennen diesen Schmerz, wir alle wissen um die Macht des Liebeskummers. Beinahe alle tragen wir Erinnerungen an Momente in uns, in denen wir wir so tief getroffen waren, dass uns sogar das Atmen schwer fiel. Momente ohne Hoffnung, in denen wir dachten, nie wieder den Weg zurück ins Leben zu finden. Ich brauche dir nicht zu sagen, dass es ein „danach“, ein „die Zeit heilt alle Wunden“ geben kann, denn manchmal stimmt das nicht. Und im akuten Schmerz gibt es keinen Trost. <br />Doch es gibt Bilder:<br /><br />Dein Herz gleicht einem Schmetterlingskäfig, der all die Gefühle gleich zarten Faltern in sich hält. Dort tummeln sich die unterschiedlichsten Pfauenaugen, die über ihre Wehrlosigkeit hinwegtäuschen müssen, Schönbären, die tags und nachts aktiv sind, gefräßige Taubenschwänzchen und Frostspanner, die hart im Nehmen sind... Und viele, oh, so viele, die wir fast nie zu sehen bekommen, die sich auch in dunkelster Nacht verborgen halten...<br />Ziemlich weit vorne auf einer sattgrünen Pflanze hat sich ein Trotzflügler breit gemacht, der all den schlechten Erfahrungen ein „jetzt erst recht!“ entgegenhält. Dicht hinter ihm sitzt der Sehnsuchtsfalter: dieses Ziehen in dir, nach etwas, hin zu etwas, was verloren ist, was nie mehr wiederkommen kann... <br />Ja, jetzt glaubst du, du seist verloren, all dein Lieben war umsonst. „Geh weg!“ verscheuchst du alle, die vor diesem Käfig stehen, um hineinzublicken. Und sie gehen.</p> <p><img src="https://www.hypnotherapie-augsburg.de/images/Fotolia_109723840_XS.jpg" alt="" /><br /><br />Doch dann hebst du irgendwann die Augen, weil da einer bleibt, er geht nicht weg, lässt sich nicht verjagen. Unverrückbar steht er hier und schaut dich an. „Nein, tu das nicht!“, willst du noch rufen, als er die Hand zum Käfiggatter hebt. Doch er hat den Hebel bereits umgelegt, das Tor schon aufgeschoben und all die Falter flattern raus, umschwirren ihn, lassen sich auf ihm nieder. Und er beachtet all das Flattern nicht, hält nur seinen Finger der leeren Käfigtür entgegen, bis schließlich, oh, es dauert lange, ein letzter Schmetterling sich aus dem dunkelsten Eck wagt: Dein Vertrauen öffnet seine Flügel, erhebt sich in die Luft, nähert sich ihm, lässt sich auf seinem Zeigefinger nieder. <br />Du atmest auf, weil du weißt, dass du es nicht verloren hast. Es hat sich ausgeruht, hat sich erholt, jetzt traut es sich doch wieder raus. Und es ist gleich, gleich gültig, ob er dein Vertrauen nun wirklich verdient oder du es nur glaubst, weil du es glauben willst. Das einzige, was zählt, ist, dass es sich erholte, dass du es erneut verleihen kannst. <br /><br /><br />Sein "Ich bleibe unverrückbar", begann mit einem „gute Nacht, schlaf gut“ und einem „guten Morgen, was bringt dein Tag“, regelmäßig, auch, wenn es ohne Antwort von dir blieb, und dann, auf einmal, findest du dich wieder mit deiner Stirn an sein Schlüsselbein gelehnt, wann war das letzte Mal?, Jahrzehnte scheint es her, doch ihm traust du zu, es auszuhalten. Dieser Moment reicht, auch, wenn es vielleicht kein Morgen so wenig wie ein Gestern gibt, denn du spürst Vertrauen, das menschlichste aller Gefühle, wieder.<br />Und wenn diese Fingerkuppe, die den Schwung deiner Lippen wie die Narben auf deinem Körper und deiner Seele nachzeichnet, kurz, ganz zärtlich, innehält, wird das Schwirren all der Schmetterlingsflügel zu einem Summen, einem Ruf, und dein Herz wird spanisch, flüstert ihm zu: "Ámame, ámame mucho!", „Lieb mich, lieb mich sehr!“</p> <p>Wieder mal sitzen wir uns in unserer Stammkneipe gegenüber, schieben uns Blicke und Worte zu. Ab und zu tunken wir einen Satz in die Schaumkronen des Stouts, weil wir das Schimmern der nassen Wörter im dämmrigen Tresenlicht bewundern wollen. Und dann, ja, dann spielen sie Razorlights „wire to wire“, tu canción favorita de antes, dein Lieblingslied von früher, als du so geliebt und so gelitten hast. Du pflückst dir ein „ooohhh“ aus der Luft, mit feuchten Augen summst du mit:<br />„What is love but the strangest of feelings?<br />A sin you swallow for the rest of your life?<br />You've been looking for someone to believe in<br />To love you, until your eyes run dry.“<br />Ich hebe auffordernd eine Augenbraue, jetzt ist nicht die Zeit zum Weinen. Es gibt nichts zu bedauern, es gibt keinen Schmerz zu antizipieren. Dein Trauern jetzt hilft nicht, zukünftigen Kummer zu erleichtern. Also halte ich mit Héroes del Silencio und „entre dos tierras“ dagegen,<br />„Déjalo ya<br />No seas membrillo y permite pasar<br />Y si no piensas echar atrás<br />Tienes mucho barro que tragar“, ja, du wirst eine Menge Dreck fressen müssen, wenn, weil du weiter machst, und das müssen wir, wir sind Menschen, und Aufgeben ist keine Option.<br /><br /><br />Seufzend sagst du, dass du dir ein „instant freeze“-Herz wünschst. Dass es gut wäre, hättest du dein Herz auf Eis legen können. Es hätte nicht so weh getan, du wärst vor Liebesleid nicht halb verrückt geworden. Nur angefroren war es stattdessen, nicht ganz betäubt, und so zersprang es dir in Tausende von Stücken.<br /><br />Wir alle kennen diesen Schmerz, wir alle wissen um die Macht des Liebeskummers. Beinahe alle tragen wir Erinnerungen an Momente in uns, in denen wir wir so tief getroffen waren, dass uns sogar das Atmen schwer fiel. Momente ohne Hoffnung, in denen wir dachten, nie wieder den Weg zurück ins Leben zu finden. Ich brauche dir nicht zu sagen, dass es ein „danach“, ein „die Zeit heilt alle Wunden“ geben kann, denn manchmal stimmt das nicht. Und im akuten Schmerz gibt es keinen Trost. <br />Doch es gibt Bilder:<br /><br />Dein Herz gleicht einem Schmetterlingskäfig, der all die Gefühle gleich zarten Faltern in sich hält. Dort tummeln sich die unterschiedlichsten Pfauenaugen, die über ihre Wehrlosigkeit hinwegtäuschen müssen, Schönbären, die tags und nachts aktiv sind, gefräßige Taubenschwänzchen und Frostspanner, die hart im Nehmen sind... Und viele, oh, so viele, die wir fast nie zu sehen bekommen, die sich auch in dunkelster Nacht verborgen halten...<br />Ziemlich weit vorne auf einer sattgrünen Pflanze hat sich ein Trotzflügler breit gemacht, der all den schlechten Erfahrungen ein „jetzt erst recht!“ entgegenhält. Dicht hinter ihm sitzt der Sehnsuchtsfalter: dieses Ziehen in dir, nach etwas, hin zu etwas, was verloren ist, was nie mehr wiederkommen kann... <br />Ja, jetzt glaubst du, du seist verloren, all dein Lieben war umsonst. „Geh weg!“ verscheuchst du alle, die vor diesem Käfig stehen, um hineinzublicken. Und sie gehen.</p> <p><img src="https://www.hypnotherapie-augsburg.de/images/Fotolia_109723840_XS.jpg" alt="" /><br /><br />Doch dann hebst du irgendwann die Augen, weil da einer bleibt, er geht nicht weg, lässt sich nicht verjagen. Unverrückbar steht er hier und schaut dich an. „Nein, tu das nicht!“, willst du noch rufen, als er die Hand zum Käfiggatter hebt. Doch er hat den Hebel bereits umgelegt, das Tor schon aufgeschoben und all die Falter flattern raus, umschwirren ihn, lassen sich auf ihm nieder. Und er beachtet all das Flattern nicht, hält nur seinen Finger der leeren Käfigtür entgegen, bis schließlich, oh, es dauert lange, ein letzter Schmetterling sich aus dem dunkelsten Eck wagt: Dein Vertrauen öffnet seine Flügel, erhebt sich in die Luft, nähert sich ihm, lässt sich auf seinem Zeigefinger nieder. <br />Du atmest auf, weil du weißt, dass du es nicht verloren hast. Es hat sich ausgeruht, hat sich erholt, jetzt traut es sich doch wieder raus. Und es ist gleich, gleich gültig, ob er dein Vertrauen nun wirklich verdient oder du es nur glaubst, weil du es glauben willst. Das einzige, was zählt, ist, dass es sich erholte, dass du es erneut verleihen kannst. <br /><br /><br />Sein "Ich bleibe unverrückbar", begann mit einem „gute Nacht, schlaf gut“ und einem „guten Morgen, was bringt dein Tag“, regelmäßig, auch, wenn es ohne Antwort von dir blieb, und dann, auf einmal, findest du dich wieder mit deiner Stirn an sein Schlüsselbein gelehnt, wann war das letzte Mal?, Jahrzehnte scheint es her, doch ihm traust du zu, es auszuhalten. Dieser Moment reicht, auch, wenn es vielleicht kein Morgen so wenig wie ein Gestern gibt, denn du spürst Vertrauen, das menschlichste aller Gefühle, wieder.<br />Und wenn diese Fingerkuppe, die den Schwung deiner Lippen wie die Narben auf deinem Körper und deiner Seele nachzeichnet, kurz, ganz zärtlich, innehält, wird das Schwirren all der Schmetterlingsflügel zu einem Summen, einem Ruf, und dein Herz wird spanisch, flüstert ihm zu: "Ámame, ámame mucho!", „Lieb mich, lieb mich sehr!“</p> Worauf verweist dein Wort? Oder: Weshalb Whatsapp das Einkommen von Paartherapeuten sichert 2018-09-29T04:47:51+00:00 2018-09-29T04:47:51+00:00 https://www.hypnotherapie-augsburg.de/aktuelles-blogs/13-liebe/91-worauf-verweist-dein-wort-oder-weshalb-whatsapp-das-einkommen-von-paartherapeuten-sichert.html Marion Friedrich <p>Seit beinahe jeder ein Smartphone hat, hat die Psychotherapie eine zusätzliche Herausforderung und eine zusätzliche Chance gewonnen: Während es noch vor zehn Jahren durchaus möglich war, eine Stunde fokussiert auf der zugrunde liegenden Musterebene dysfunktionale Glaubenssätze zu beleuchten, unterbricht heute ein Piepsen des Handys häufig genug die Konzentration. Insbesondere, wenn zwischenmenschliche Konflikte im Vordergrund stehen (und das tun sie in der Psychotherapie meist), braucht es oft Überzeugungsarbeit, um das Gerät nicht in Sichtweite auf dem Tisch zu parken.</p> <p>Und doch steckt auch ein Vorteil in der immerwährenden Erreichbarkeit: Wir Therapeuten können quasi als Verhaltensbeobachtung in vivo bezeugen, wie unser Klient auf Nachrichten reagiert, wie er kommuniziert. Und damit direkt intervenieren. Wir können den Klienten unterstützen, wenn er uns aufgelöst sein Smartphone unter die Nase hält und aufgeregt auf die blauen Haken hinter seiner gesendeten Nachricht zeigt: „Gelesen hat sie´s – und sie antwortet einfach nicht!“ <br />Heute gilt eine Antwortlatenz von zehn Minuten bereits als Indikator, dass unser digitaler Gesprächspartner seine Trennung von uns vorbereitet.</p> <p> </p> <p>Die reduzierte Kommunikation über die verschiedenen Messengersysteme, das „sich Anfüttern“ mit Floskeln und Stichworten führt oft genug zu Missverständnissen. Deine Interpretation der Antwort deines Freunds „Mal schauen“ auf deine Frage „Wann wollen wir uns sehen?“ zeigt nicht so sehr eure Beziehungsqualität auf – sie zeigt, welche Vorerfahrungen du mit Beziehungen gemacht hast, sie zeigt, welches Selbstbild du dir in Verbindung mit welchem Weltbild konstruiert hast.</p> <p>Whatsapp, Messenger und Co. sichern dauerhaft das Einkommen der Paartherapeuten.</p> <p> <img src="https://www.hypnotherapie-augsburg.de/images/post-2.png" alt="" /></p> <p>Nicht nur in der akademischen Philosophie meine Studenten, noch viel mehr in der Psychotherapie leite ich meine Klienten an, sorgsam mit ihren Worten umzugehen: Unseren mentalen Konstrukten kleben wir damit Etiketten auf. Wir begreifen unsere Welt mittels der Vorstellungen, die wir uns davon machen. Wir befinden uns kontinuierlich in einer inneren Szenerie, in einem Zustand, der Gedanken (die kognitive Ebene), Gefühle (die emotionale Ebene), körperliche Empfindungen (die physiologische Ebene) und auch motorische Handlungen (Beobachtbares Verhalten) umfasst. Um jenseits des konkreten Erlebens diese Szenerien abrufen / repräsentieren zu können, benötigen wir Hilfsmittel: Wir entwickeln Sprache. Wenn wir geistig und organisch dazu in der Lage sind, nutzen wir Worte als Stellvertreter für diese internen Zustandsrepräsentationen. </p> <p>Unsere Sprache ist eine erste Sortierungs- und später Orientierungshilfe, sie wird schließlich zum Navigator, um uns auch in den Nebenstraßen der Kommunikation nicht zu verlieren. Unsere Worte werden zu Symbolen, sie stellen Schilder auf, indizieren „Vorfahrt“ oder „Stopp“. Ein solches Symbol ist jedoch viel mehr als ein rein kognitives Hilfsmittel: Ein Symbol leitet eine mehr oder weniger komplexe Verhaltenskette ein.</p> <p>Wir haben uns eine eigene Wirklichkeit geschaffen: Wir haben uns angewöhnt, auf die Zeichen, auf die Symbole zu reagieren. Wir gehen damit um, als seien sie wahrhaftig. Nicht mehr die Bedeutung, das, worauf die Zeichen referieren, steht im Vordergrund - oft genug geht der direkte Bezug verloren. Dann bewegen wir uns in einem Schilderwald inhaltsloser, oft genug widersprüchlicher Aussagen. Und verhalten uns doch so, als ob das Symbol als solches Bedeutung hätte und nicht nur darauf verwiese.</p> <p> <img src="https://www.hypnotherapie-augsburg.de/images/sprache.png" alt="" width="352" height="181" /></p> <p>Das, was so theoretisch klingt, findet seine konkrete Entsprechung im Alltag: Wie oft ich nicht schon mit meinen Klienten daran gearbeitet habe, eine Whatsapp aus einer Perspektive heraus zu dechiffrieren, die zunächst von all den impliziten Bedeutungen des eigenen Schilderwalds absieht!</p> <p>Oft genug hat sich eine Chat-App als Standleitung in Beziehungen etabliert: Wir verlassen uns darauf, dass der andere zuverlässig erreichbar ist – egal, ob ich ihm gerade meine Liebe gestehen will oder ihm vorwerfen will, dass er wieder mal den Müll nicht raus gebracht hat. Andererseits entwickelt sich bei vielen eine Abhängigkeit der kontinuierlichen Rückversicherung der Beziehungsbeständigkeit: Wenn der virtuelle Kuss fehlt, wenn statt ein „Ja, mein Schatz“ nur ein „Ja“ als Antwort kommt, gerät der eigene Schilderwald ins Wanken. Das „Ja“ scheint auf Ablehnung zu verweisen, löst eine andere Handlungskette aus.</p> <p> </p> <p>Nun gilt es, die Worte wieder auf ihren Platz zu verweisen: An sich besitzen sie keine Macht, sie sind Platzhalter für Konzepte, die wir uns auch von uns selbst in dieser Welt machten. Es lohnt sich, ihren Gebrauch zu hinterfragen, zurückzuverfolgen, auf was sie denn „wirklich“ verweisen. Der Weg zurück vom Symbol zur Bedeutung ist ein steiler, kurvenreicher – der vom Gipfel aus wundervolle Aussichten auf das tiefe Tal im Morgennebel offenbart.</p> <p> </p> <p>Schau in deine Welt: Überall sind Worte, überall ist Sprache. Sie laden dich zum Pflücken und zum Kosten ein, fordern dich auf, dich selbst zurückzuverfolgen. Und wer weiß – vielleicht findest du dich, hinter all deinen und fremden Lauthülsen.</p> <p><img src="https://www.hypnotherapie-augsburg.de/images/schweigen-2.jpg" alt="" width="349" height="105" /></p> <p>Seit beinahe jeder ein Smartphone hat, hat die Psychotherapie eine zusätzliche Herausforderung und eine zusätzliche Chance gewonnen: Während es noch vor zehn Jahren durchaus möglich war, eine Stunde fokussiert auf der zugrunde liegenden Musterebene dysfunktionale Glaubenssätze zu beleuchten, unterbricht heute ein Piepsen des Handys häufig genug die Konzentration. Insbesondere, wenn zwischenmenschliche Konflikte im Vordergrund stehen (und das tun sie in der Psychotherapie meist), braucht es oft Überzeugungsarbeit, um das Gerät nicht in Sichtweite auf dem Tisch zu parken.</p> <p>Und doch steckt auch ein Vorteil in der immerwährenden Erreichbarkeit: Wir Therapeuten können quasi als Verhaltensbeobachtung in vivo bezeugen, wie unser Klient auf Nachrichten reagiert, wie er kommuniziert. Und damit direkt intervenieren. Wir können den Klienten unterstützen, wenn er uns aufgelöst sein Smartphone unter die Nase hält und aufgeregt auf die blauen Haken hinter seiner gesendeten Nachricht zeigt: „Gelesen hat sie´s – und sie antwortet einfach nicht!“ <br />Heute gilt eine Antwortlatenz von zehn Minuten bereits als Indikator, dass unser digitaler Gesprächspartner seine Trennung von uns vorbereitet.</p> <p> </p> <p>Die reduzierte Kommunikation über die verschiedenen Messengersysteme, das „sich Anfüttern“ mit Floskeln und Stichworten führt oft genug zu Missverständnissen. Deine Interpretation der Antwort deines Freunds „Mal schauen“ auf deine Frage „Wann wollen wir uns sehen?“ zeigt nicht so sehr eure Beziehungsqualität auf – sie zeigt, welche Vorerfahrungen du mit Beziehungen gemacht hast, sie zeigt, welches Selbstbild du dir in Verbindung mit welchem Weltbild konstruiert hast.</p> <p>Whatsapp, Messenger und Co. sichern dauerhaft das Einkommen der Paartherapeuten.</p> <p> <img src="https://www.hypnotherapie-augsburg.de/images/post-2.png" alt="" /></p> <p>Nicht nur in der akademischen Philosophie meine Studenten, noch viel mehr in der Psychotherapie leite ich meine Klienten an, sorgsam mit ihren Worten umzugehen: Unseren mentalen Konstrukten kleben wir damit Etiketten auf. Wir begreifen unsere Welt mittels der Vorstellungen, die wir uns davon machen. Wir befinden uns kontinuierlich in einer inneren Szenerie, in einem Zustand, der Gedanken (die kognitive Ebene), Gefühle (die emotionale Ebene), körperliche Empfindungen (die physiologische Ebene) und auch motorische Handlungen (Beobachtbares Verhalten) umfasst. Um jenseits des konkreten Erlebens diese Szenerien abrufen / repräsentieren zu können, benötigen wir Hilfsmittel: Wir entwickeln Sprache. Wenn wir geistig und organisch dazu in der Lage sind, nutzen wir Worte als Stellvertreter für diese internen Zustandsrepräsentationen. </p> <p>Unsere Sprache ist eine erste Sortierungs- und später Orientierungshilfe, sie wird schließlich zum Navigator, um uns auch in den Nebenstraßen der Kommunikation nicht zu verlieren. Unsere Worte werden zu Symbolen, sie stellen Schilder auf, indizieren „Vorfahrt“ oder „Stopp“. Ein solches Symbol ist jedoch viel mehr als ein rein kognitives Hilfsmittel: Ein Symbol leitet eine mehr oder weniger komplexe Verhaltenskette ein.</p> <p>Wir haben uns eine eigene Wirklichkeit geschaffen: Wir haben uns angewöhnt, auf die Zeichen, auf die Symbole zu reagieren. Wir gehen damit um, als seien sie wahrhaftig. Nicht mehr die Bedeutung, das, worauf die Zeichen referieren, steht im Vordergrund - oft genug geht der direkte Bezug verloren. Dann bewegen wir uns in einem Schilderwald inhaltsloser, oft genug widersprüchlicher Aussagen. Und verhalten uns doch so, als ob das Symbol als solches Bedeutung hätte und nicht nur darauf verwiese.</p> <p> <img src="https://www.hypnotherapie-augsburg.de/images/sprache.png" alt="" width="352" height="181" /></p> <p>Das, was so theoretisch klingt, findet seine konkrete Entsprechung im Alltag: Wie oft ich nicht schon mit meinen Klienten daran gearbeitet habe, eine Whatsapp aus einer Perspektive heraus zu dechiffrieren, die zunächst von all den impliziten Bedeutungen des eigenen Schilderwalds absieht!</p> <p>Oft genug hat sich eine Chat-App als Standleitung in Beziehungen etabliert: Wir verlassen uns darauf, dass der andere zuverlässig erreichbar ist – egal, ob ich ihm gerade meine Liebe gestehen will oder ihm vorwerfen will, dass er wieder mal den Müll nicht raus gebracht hat. Andererseits entwickelt sich bei vielen eine Abhängigkeit der kontinuierlichen Rückversicherung der Beziehungsbeständigkeit: Wenn der virtuelle Kuss fehlt, wenn statt ein „Ja, mein Schatz“ nur ein „Ja“ als Antwort kommt, gerät der eigene Schilderwald ins Wanken. Das „Ja“ scheint auf Ablehnung zu verweisen, löst eine andere Handlungskette aus.</p> <p> </p> <p>Nun gilt es, die Worte wieder auf ihren Platz zu verweisen: An sich besitzen sie keine Macht, sie sind Platzhalter für Konzepte, die wir uns auch von uns selbst in dieser Welt machten. Es lohnt sich, ihren Gebrauch zu hinterfragen, zurückzuverfolgen, auf was sie denn „wirklich“ verweisen. Der Weg zurück vom Symbol zur Bedeutung ist ein steiler, kurvenreicher – der vom Gipfel aus wundervolle Aussichten auf das tiefe Tal im Morgennebel offenbart.</p> <p> </p> <p>Schau in deine Welt: Überall sind Worte, überall ist Sprache. Sie laden dich zum Pflücken und zum Kosten ein, fordern dich auf, dich selbst zurückzuverfolgen. Und wer weiß – vielleicht findest du dich, hinter all deinen und fremden Lauthülsen.</p> <p><img src="https://www.hypnotherapie-augsburg.de/images/schweigen-2.jpg" alt="" width="349" height="105" /></p> ... lass dein Herz leicht werden wie eine Feder 2018-09-24T16:35:55+00:00 2018-09-24T16:35:55+00:00 https://www.hypnotherapie-augsburg.de/aktuelles-blogs/15-endlichkeit-des-lebens/89-lass-dein-herz-leicht-werden-wie-eine-feder.html Christian Baur <p>Manchmal glaubt der Tod, uns ans Leben erinnern zu müssen. Er plustert sich, drohgebärdend, auf und stellt sich vor unser flackerndes Licht. Dann will er mehr sein als nur der stille Begleiter, der sich auf unseren Spuren von Schatten zu Schatten drängt: Er stellt sich uns entgegen, versperrt uns den Weg und drängt sich in die Sonne. „Schau mich an“, scheint er zu raunen, „ich fordere dich auf, dein eigentliches Ich zu sein. Wie blickst du mir entgegen? Heroisch, voll Gleichmut, voll unterdrückter Angst? In meinen Augen spiegelt sich deine schlimmste Furcht, ich gewinne meine Macht durch das, was du mir zuschreibst. Ich kann alles für dich sein. Tiefste Qual, endloses Entsetzten, silberne Hoffnung, endlose Erlösung. Ich lasse dich ruhen, oder auferstehen, lasse dich aufgeben oder frei wie ein Traumgespinst jede Möglichkeit realisieren. Wähle – denn das ist deine Pflicht.“</p> <p>Manchmal glaubt der Tod, uns ans Leben erinnern zu müssen. Er plustert sich, drohgebärdend, auf und stellt sich vor unser flackerndes Licht. Dann will er mehr sein als nur der stille Begleiter, der sich auf unseren Spuren von Schatten zu Schatten drängt: Er stellt sich uns entgegen, versperrt uns den Weg und drängt sich in die Sonne. „Schau mich an“, scheint er zu raunen, „ich fordere dich auf, dein eigentliches Ich zu sein. Wie blickst du mir entgegen? Heroisch, voll Gleichmut, voll unterdrückter Angst? In meinen Augen spiegelt sich deine schlimmste Furcht, ich gewinne meine Macht durch das, was du mir zuschreibst. Ich kann alles für dich sein. Tiefste Qual, endloses Entsetzten, silberne Hoffnung, endlose Erlösung. Ich lasse dich ruhen, oder auferstehen, lasse dich aufgeben oder frei wie ein Traumgespinst jede Möglichkeit realisieren. Wähle – denn das ist deine Pflicht.“</p> Bist du du, kann ich dich lieben, bin ich ich, du mich: Von der Kongruenz zur Kompatibilität 2021-07-09T11:32:08+00:00 2021-07-09T11:32:08+00:00 https://www.hypnotherapie-augsburg.de/aktuelles-blogs/13-liebe/145-bist-du-du-kann-ich-dich-lieben-bin-ich-ich-liebst-du-mich-von-der-kongruenz-zur-kompatibilitaet.html Marion Friedrich <p style="margin-bottom: 0cm;">Nach dem ersten Kennenlernen wollen viele frische Paare testen, wie kompatibel sie sind: Die meisten haben dann die Idee, gemeinsam einige Tage fernab vom Alltag zu verbringen, sich irgendwohin gemeinsam zurückzuziehen. Um sich so richtig auf Herz und Nieren zu prüfen? Sich Persönlichkeitstests zu unterziehen? Das ist batürlich Unsinn. <br />Außerhalb des alltäglichen Lebens kann vielleicht die Qualität einer Affäre geprüft werden, ob jedoch die Intensität einer Beziehung erreicht werden kann, auf diese Art und Weise keinesfalls. Aus verschiedenen Gründen: In Ausnahmesituationen, in denen Herausforderungen gemeistert werden wollen (und Urlaub kann durchaus eine solche sein, wenn man nicht Jahr für Jahr an den selben Ort in die selbe kuschelige Anlage fährt!), zeigen sich Beziehungen eher stabil, wenn die Partner UNTERSCHIEDLICH sind – wir profitieren dann als Paar mehr von diversen Bewältigungsstrategien, als wie wenn beide dieselben Problemlösungsmechanismen anwenden würden. Mehr von dem, was nicht hilft, hilft nämlich eben auch nicht besser. Hier würde Kompatibilität also eher durch Inkompatibilität entstehen – jedoch nur unter besonderen Umständen.<br />Echte Kompatibilität kann sich nur im Teilen des Alltags zeigen. Doch auch hier braucht es zunächst eine andere Voraussetzung: Kongruenz.</p> <p style="margin-bottom: 0cm;"><img src="https://www.hypnotherapie-augsburg.de/images/13528222_10207008125507898_8007390914219833276_o.jpg" width="350" height="197" /></p> <p style="margin-bottom: 0cm;"> </p> <p style="margin-bottom: 0cm;">Unter Kongruenz verstehen wir in der humanistischen Therapie die Übereinstimmung mit sich selbst, die unverfälschte Wahrnehmung der eigenen Affekte (Empfindungen) und Emotionen (Gefühle). Damit dies möglich wird, ist meistens eine durchaus langjährige Autoreflexion und Auseinandersetzung mit sich selbst vonnöten. Viele Introjekte der Kindheit wollen erkannt und aufgelöst werden, die inneren Dämonen und Kritiker wahrgenommen und integriert werden. Du solltest dich ausgesöhnt haben mit all den expliziten und, ärger noch: den impliziten Erwartungen, die du als Selbstbild und Idealbild von dir abgespeichert hast. Du solltest bereits SPÜREN, was du willst – und aufgegeben haben, dich auf eine Art zu verhalten, wie du denkst, dass du willst.<br /><br />Oftmals werden wir als Kinder eher empfindungsdistanziert und gefühlsbeschämend erzogen: In dysfunktionalen Familien werde Emotionsäußerungen sogar häufig ins Lächerliche gezogen, oder sie werden ausgenutzt, usurpiert oder später als Druckmittel verwendet. Als Kinder lernen wir dann schnell, unsere Empfindungen und damit in der Folge Gefühle nicht mehr auszudrücken – wir lernen es so gut, dass wir sie sogar selbst irgendwann nicht mehr wahrnehmen. Dies bedingt unsere Inkongruenz: Unser Körper nimmt auf einer wesentlich basalen Ebene durchaus wahr, was gut tut und was wir vermeiden sollten – wir haben nur verlernt, dies wahrzunehmen. Oder unser innerer selbstentwertender Narzisst meint, es würde von Größe zeugen, hart und fordernd mit sich umzugehen. <br />Der innere Narzisst richtet sich dabei an einer entweder-oder Polarität aus: Wenn ich nicht xy tue, damit nicht damit ganz besonders bin etc. etc., dann bin ich nichts wert, dann bin ich ein Versager... Das Kontinuum, das die beiden Pole verbindet, ist ihm nicht zugänglich. So bleibt das Leben ein ewiges Gerenne, ein ewiger Kampf nach Anerkennung.<br /><br />Gerade in einer frischen Beziehung, wenn der Wunsch nach einer quasi symbiotischen Vereinigung gegeben ist (schließlich bist du ja verknallt und willst in das Leben, in den anderen förmlich hineinschlüpfen), ist dann die Gefahr dann groß, aus diesem noch inkongruenten Erleben heraus die Kompatibilität prüfen zu wollen. So wird der nächste (Selbst-)Betrug generiert, und, wenn die 3 – 6 Monats-Verliebtheits-Psychose abgeklungen ist, vielmals im Partner der Grund gesucht, weshalb es „halt dann doch nicht klappt“.</p> <p style="margin-bottom: 0cm;">So sollte jeder zunächst auf die Reise mit sich, zu sich selbst, zur eigenen Kongruenz, gegangen sein, bevor er wieder und wieder Kompatibilitätstestreihen unternimmt...</p> <p style="margin-bottom: 0cm;"> </p> <p style="margin-bottom: 0cm;"> </p> <p style="margin-bottom: 0cm;">Nach dem ersten Kennenlernen wollen viele frische Paare testen, wie kompatibel sie sind: Die meisten haben dann die Idee, gemeinsam einige Tage fernab vom Alltag zu verbringen, sich irgendwohin gemeinsam zurückzuziehen. Um sich so richtig auf Herz und Nieren zu prüfen? Sich Persönlichkeitstests zu unterziehen? Das ist batürlich Unsinn. <br />Außerhalb des alltäglichen Lebens kann vielleicht die Qualität einer Affäre geprüft werden, ob jedoch die Intensität einer Beziehung erreicht werden kann, auf diese Art und Weise keinesfalls. Aus verschiedenen Gründen: In Ausnahmesituationen, in denen Herausforderungen gemeistert werden wollen (und Urlaub kann durchaus eine solche sein, wenn man nicht Jahr für Jahr an den selben Ort in die selbe kuschelige Anlage fährt!), zeigen sich Beziehungen eher stabil, wenn die Partner UNTERSCHIEDLICH sind – wir profitieren dann als Paar mehr von diversen Bewältigungsstrategien, als wie wenn beide dieselben Problemlösungsmechanismen anwenden würden. Mehr von dem, was nicht hilft, hilft nämlich eben auch nicht besser. Hier würde Kompatibilität also eher durch Inkompatibilität entstehen – jedoch nur unter besonderen Umständen.<br />Echte Kompatibilität kann sich nur im Teilen des Alltags zeigen. Doch auch hier braucht es zunächst eine andere Voraussetzung: Kongruenz.</p> <p style="margin-bottom: 0cm;"><img src="https://www.hypnotherapie-augsburg.de/images/13528222_10207008125507898_8007390914219833276_o.jpg" width="350" height="197" /></p> <p style="margin-bottom: 0cm;"> </p> <p style="margin-bottom: 0cm;">Unter Kongruenz verstehen wir in der humanistischen Therapie die Übereinstimmung mit sich selbst, die unverfälschte Wahrnehmung der eigenen Affekte (Empfindungen) und Emotionen (Gefühle). Damit dies möglich wird, ist meistens eine durchaus langjährige Autoreflexion und Auseinandersetzung mit sich selbst vonnöten. Viele Introjekte der Kindheit wollen erkannt und aufgelöst werden, die inneren Dämonen und Kritiker wahrgenommen und integriert werden. Du solltest dich ausgesöhnt haben mit all den expliziten und, ärger noch: den impliziten Erwartungen, die du als Selbstbild und Idealbild von dir abgespeichert hast. Du solltest bereits SPÜREN, was du willst – und aufgegeben haben, dich auf eine Art zu verhalten, wie du denkst, dass du willst.<br /><br />Oftmals werden wir als Kinder eher empfindungsdistanziert und gefühlsbeschämend erzogen: In dysfunktionalen Familien werde Emotionsäußerungen sogar häufig ins Lächerliche gezogen, oder sie werden ausgenutzt, usurpiert oder später als Druckmittel verwendet. Als Kinder lernen wir dann schnell, unsere Empfindungen und damit in der Folge Gefühle nicht mehr auszudrücken – wir lernen es so gut, dass wir sie sogar selbst irgendwann nicht mehr wahrnehmen. Dies bedingt unsere Inkongruenz: Unser Körper nimmt auf einer wesentlich basalen Ebene durchaus wahr, was gut tut und was wir vermeiden sollten – wir haben nur verlernt, dies wahrzunehmen. Oder unser innerer selbstentwertender Narzisst meint, es würde von Größe zeugen, hart und fordernd mit sich umzugehen. <br />Der innere Narzisst richtet sich dabei an einer entweder-oder Polarität aus: Wenn ich nicht xy tue, damit nicht damit ganz besonders bin etc. etc., dann bin ich nichts wert, dann bin ich ein Versager... Das Kontinuum, das die beiden Pole verbindet, ist ihm nicht zugänglich. So bleibt das Leben ein ewiges Gerenne, ein ewiger Kampf nach Anerkennung.<br /><br />Gerade in einer frischen Beziehung, wenn der Wunsch nach einer quasi symbiotischen Vereinigung gegeben ist (schließlich bist du ja verknallt und willst in das Leben, in den anderen förmlich hineinschlüpfen), ist dann die Gefahr dann groß, aus diesem noch inkongruenten Erleben heraus die Kompatibilität prüfen zu wollen. So wird der nächste (Selbst-)Betrug generiert, und, wenn die 3 – 6 Monats-Verliebtheits-Psychose abgeklungen ist, vielmals im Partner der Grund gesucht, weshalb es „halt dann doch nicht klappt“.</p> <p style="margin-bottom: 0cm;">So sollte jeder zunächst auf die Reise mit sich, zu sich selbst, zur eigenen Kongruenz, gegangen sein, bevor er wieder und wieder Kompatibilitätstestreihen unternimmt...</p> <p style="margin-bottom: 0cm;"> </p> <p style="margin-bottom: 0cm;"> </p> Der Panther des Lebens oder: Wenn es dich zerstört, kann es niemals Liebe sein (Agape ist transzendental)  2018-09-23T17:11:05+00:00 2018-09-23T17:11:05+00:00 https://www.hypnotherapie-augsburg.de/aktuelles-blogs/13-liebe/65-der-panther-des-lebens-oder-wenn-es-dich-zerstoert-kann-es-niemals-liebe-sein-agape-ist-transzendental.html Christian Baur <p>Als wir jung waren, war es bei vielen von uns „in“, sich so unabhängig zu fühlen, dass keiner von uns sich je vorstellen konnte (oder es zugegeben wollte) ein „ganz normales Leben“ zu führen. Heirat, Kinder, Haus und einmal im Jahr an den Gardasee stellte sich uns als unbedingt zu vermeidende apokalyptische Fiktion dar.</p> <p>Einige von uns lösten sich von der postpubertären Rebellionshaltung (jede Generation will es zunächst mal anders machen als die Eltern – und, mal ehrlich: Wer von uns ist in einem wirklich heilen Elternhaus aufgewachsen? Wer erlebte denn wirklich mit, dass eine Beziehung für ein ganzes Leben im GUTEN gedacht sein kann?) schon mit Mitte zwanzig und versuchten sich im Erwachsensein. Andere perfektionierten ein groteskes „Ich versuche mal eine Beziehung“-Verhalten. (Denn es ist nie schwer, eine Affäre zu beginnen – schwer ist, die Nähe, die sich in einer Beziehung entwickeln kann, auszuhalten.) </p> <p>Als wir jung waren, war es bei vielen von uns „in“, sich so unabhängig zu fühlen, dass keiner von uns sich je vorstellen konnte (oder es zugegeben wollte) ein „ganz normales Leben“ zu führen. Heirat, Kinder, Haus und einmal im Jahr an den Gardasee stellte sich uns als unbedingt zu vermeidende apokalyptische Fiktion dar.</p> <p>Einige von uns lösten sich von der postpubertären Rebellionshaltung (jede Generation will es zunächst mal anders machen als die Eltern – und, mal ehrlich: Wer von uns ist in einem wirklich heilen Elternhaus aufgewachsen? Wer erlebte denn wirklich mit, dass eine Beziehung für ein ganzes Leben im GUTEN gedacht sein kann?) schon mit Mitte zwanzig und versuchten sich im Erwachsensein. Andere perfektionierten ein groteskes „Ich versuche mal eine Beziehung“-Verhalten. (Denn es ist nie schwer, eine Affäre zu beginnen – schwer ist, die Nähe, die sich in einer Beziehung entwickeln kann, auszuhalten.) </p> Die Diagnose Narzissmus liegt im Trend 2021-07-25T09:35:21+00:00 2021-07-25T09:35:21+00:00 https://www.hypnotherapie-augsburg.de/aktuelles-blogs/13-liebe/146-die-diagnose-narzissmus-liegt-im-trend.html Marion Friedrich <p>Nicht nur in meiner Praxis, auch privat, hinterfragen immer mehr Menschen ihre Beziehungen: Oft wird der Partner dann als Narzisst „entlarvt“ - oder manch´ einer kommt gar auf die Idee, sich selbst als Narzisst zu entdecken. Meistens war wieder irgendein Selbsthilfebuch á la „Heirate dich selbst, wenn du glücklich werden willst“ oder auch „Heilen nach einer narzisstischen Beziehung“ Auslöser für die Spurensuche.</p> <p>Ich halte wenig von dieser Methode der Selbstdiagnose: Fast immer ist sie falsch.</p> <p>Nicht jede Beziehung, die scheitert, geht am Narzissmus eines der Beteiligten zugrunde. Nicht jeder, der es (noch) nicht schafft, in eine stabile, überdauernde Beziehung zu finden, ist persönlichkeitsgestört.</p> <p>Narzissmus ist eine tief greifende Störung, die sich schon auf der primären Wahrnehmungsebene bemerkbar macht: Ein Narzisst nimmt die Welt (und vor allem die anderen Menschen) so wahr, als ob jede Handlung, jedes Ereignis sich auf ihn bezieht. Zumeist in ein sehr instabiles Selbstbild der Hintergrund dieses Attributionsfehlers: Die narzisstische Selbstwahrnehmung kennzeichnet sich durch Selbstentwertung (umgangssprachlich: das fehlende Selbstbewusstsein) und / oder Selbstübersteigerung (die Wahrnehmung der eigenen Grandiosität).</p> <p>Beides hat sich ein Narzisst allerdings nicht ausgesucht – niemand entwickelt freiwillig und intentionale eine Persönlichkeitsstörung!</p> <p>Frühste Prägungen, wie unsere Bezugspersonen früher mit uns umgegangen sind, haben neben anderen Faktoren bewirkt, dass dieses Selbst- und Fremdbild entstanden ist. Ein Narzisst ist kontinuierlich von der Außenbewertung abhängig, seine Selbstakzeptanz steht und fällt mir der Bewunderung, die ihm von außen entgegengebracht wird. Er hat die Freiheit verloren (oder nie besessen), sich situationsadäquat zu verhalten.</p> <p>Eben dies macht eine Persönlichkeitsstörung aus: Sie bedeutet rigides Verhalten, ein Verhaltensmuster, das eben nicht variabel und adaptierbar ist.</p> <p>Ein Narzisst handelt egozentrisch aus seiner eigenen Empfindlichkeit heraus (das meint die „narzisstische Kränkung“), zeigt sich empathielos, entwertet dabei andere (nur, wenn alle anderen vor ihm knien, kann er sich groß fühlen). Das sind die vier „E“s, die als Merkhilfe der narzisstischen Verhaltensweisen dienen: Egozentrik, Empfindlichkeit, Empathielosigkeit, Entwertung der anderen.</p> <p><img src="https://www.hypnotherapie-augsburg.de/images/Fotolia_125663099_XS.jpg" alt="" /></p> <p>Bildquelle: fotolia.de</p> <p>Hierbei gibt es unterschiedliche Ausprägungen: Je mehr Empathielosigkeit und Entwertungstendenzen zunehmen, umso „maligner“ zeigt sich die Störung i.A.</p> <p>Wer sich nun in einer Beziehung befindet und feststellt, dass er / sie sich dabei immer schlechter fühlt, immer mehr an Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein verliert – dann lohnt es sich, mit einem „Experten“ darüber zu sprechen. Denn wer in einer Partnerschaft feststeckt, die aufgehört hat, gut zu tun, und sich dennoch nicht daraus lösen kann, kann durchaus vermuten, dass hier Abhängigkeiten eine Rolle spielen, die genauer beleuchtet werden sollten. Und eventuell zeigt sich dann auch, dass einer der Partner narzisstische Tendenzen hat. Ausgeprägter Narzissmus zeigt sich meist schon am Anfang (innerhalb des ersten Jahres) eines Beziehung – und da gilt nach wie vor die Empfehlung: Renne, so schnell du kannst. In die andere Richtung. Bevor du aufgehört hast, an dich zu glauben, bevor du denkst, gar nict mehr wegrennen zu können.</p> <p>Nicht nur in meiner Praxis, auch privat, hinterfragen immer mehr Menschen ihre Beziehungen: Oft wird der Partner dann als Narzisst „entlarvt“ - oder manch´ einer kommt gar auf die Idee, sich selbst als Narzisst zu entdecken. Meistens war wieder irgendein Selbsthilfebuch á la „Heirate dich selbst, wenn du glücklich werden willst“ oder auch „Heilen nach einer narzisstischen Beziehung“ Auslöser für die Spurensuche.</p> <p>Ich halte wenig von dieser Methode der Selbstdiagnose: Fast immer ist sie falsch.</p> <p>Nicht jede Beziehung, die scheitert, geht am Narzissmus eines der Beteiligten zugrunde. Nicht jeder, der es (noch) nicht schafft, in eine stabile, überdauernde Beziehung zu finden, ist persönlichkeitsgestört.</p> <p>Narzissmus ist eine tief greifende Störung, die sich schon auf der primären Wahrnehmungsebene bemerkbar macht: Ein Narzisst nimmt die Welt (und vor allem die anderen Menschen) so wahr, als ob jede Handlung, jedes Ereignis sich auf ihn bezieht. Zumeist in ein sehr instabiles Selbstbild der Hintergrund dieses Attributionsfehlers: Die narzisstische Selbstwahrnehmung kennzeichnet sich durch Selbstentwertung (umgangssprachlich: das fehlende Selbstbewusstsein) und / oder Selbstübersteigerung (die Wahrnehmung der eigenen Grandiosität).</p> <p>Beides hat sich ein Narzisst allerdings nicht ausgesucht – niemand entwickelt freiwillig und intentionale eine Persönlichkeitsstörung!</p> <p>Frühste Prägungen, wie unsere Bezugspersonen früher mit uns umgegangen sind, haben neben anderen Faktoren bewirkt, dass dieses Selbst- und Fremdbild entstanden ist. Ein Narzisst ist kontinuierlich von der Außenbewertung abhängig, seine Selbstakzeptanz steht und fällt mir der Bewunderung, die ihm von außen entgegengebracht wird. Er hat die Freiheit verloren (oder nie besessen), sich situationsadäquat zu verhalten.</p> <p>Eben dies macht eine Persönlichkeitsstörung aus: Sie bedeutet rigides Verhalten, ein Verhaltensmuster, das eben nicht variabel und adaptierbar ist.</p> <p>Ein Narzisst handelt egozentrisch aus seiner eigenen Empfindlichkeit heraus (das meint die „narzisstische Kränkung“), zeigt sich empathielos, entwertet dabei andere (nur, wenn alle anderen vor ihm knien, kann er sich groß fühlen). Das sind die vier „E“s, die als Merkhilfe der narzisstischen Verhaltensweisen dienen: Egozentrik, Empfindlichkeit, Empathielosigkeit, Entwertung der anderen.</p> <p><img src="https://www.hypnotherapie-augsburg.de/images/Fotolia_125663099_XS.jpg" alt="" /></p> <p>Bildquelle: fotolia.de</p> <p>Hierbei gibt es unterschiedliche Ausprägungen: Je mehr Empathielosigkeit und Entwertungstendenzen zunehmen, umso „maligner“ zeigt sich die Störung i.A.</p> <p>Wer sich nun in einer Beziehung befindet und feststellt, dass er / sie sich dabei immer schlechter fühlt, immer mehr an Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein verliert – dann lohnt es sich, mit einem „Experten“ darüber zu sprechen. Denn wer in einer Partnerschaft feststeckt, die aufgehört hat, gut zu tun, und sich dennoch nicht daraus lösen kann, kann durchaus vermuten, dass hier Abhängigkeiten eine Rolle spielen, die genauer beleuchtet werden sollten. Und eventuell zeigt sich dann auch, dass einer der Partner narzisstische Tendenzen hat. Ausgeprägter Narzissmus zeigt sich meist schon am Anfang (innerhalb des ersten Jahres) eines Beziehung – und da gilt nach wie vor die Empfehlung: Renne, so schnell du kannst. In die andere Richtung. Bevor du aufgehört hast, an dich zu glauben, bevor du denkst, gar nict mehr wegrennen zu können.</p> Die Gans unter Schwänen: von der Angst, allein zu sein 2018-09-23T17:13:07+00:00 2018-09-23T17:13:07+00:00 https://www.hypnotherapie-augsburg.de/aktuelles-blogs/13-liebe/69-die-gans-unter-schwaenen-von-der-angst-allein-zu-sein.html Christian Baur <p>Wer versucht, auf seine ersten Lebensjahre zurückzublicken, schaut in ein schwarzes Loch: Es muss kein düsterer Abgrund sein, der sich da auftut, und doch erhellt kein Licht die Vergessenheit. Es ist unmöglich, sich bewusst an die ersten Jahre zu erinnern. Das Gehirn ist erst ab dem 3. Lebensjahr überhaupt in der Lage, Erinnerungen abzuspeichern. Und doch prägt uns diese Zeit sehr.</p> <p>So bestimmen die Beziehungserfahrungen dieser Zeit, welche (und ob überhaupt) Bindungen wir im Laufe des Lebens eingehen, welche Beziehungsmuster sich ausprägen. <br />Untersuchungen zeigen, dass ca. die Hälfte aller Kleinkinder im Alter von bis zu vier Jahren sicheren Bindungstypen entsprechen. Die zweite Hälfte teilen sich vermeidend, unsicher-ambivalent und desorganisiert gebundene Bindungstypen. Das meint, dass ca. 50 Prozent der Menschen auch als Erwachsene sich schwer tun, stabile, ausgeglichene Beziehungen einzugehen.</p> <p>Wer versucht, auf seine ersten Lebensjahre zurückzublicken, schaut in ein schwarzes Loch: Es muss kein düsterer Abgrund sein, der sich da auftut, und doch erhellt kein Licht die Vergessenheit. Es ist unmöglich, sich bewusst an die ersten Jahre zu erinnern. Das Gehirn ist erst ab dem 3. Lebensjahr überhaupt in der Lage, Erinnerungen abzuspeichern. Und doch prägt uns diese Zeit sehr.</p> <p>So bestimmen die Beziehungserfahrungen dieser Zeit, welche (und ob überhaupt) Bindungen wir im Laufe des Lebens eingehen, welche Beziehungsmuster sich ausprägen. <br />Untersuchungen zeigen, dass ca. die Hälfte aller Kleinkinder im Alter von bis zu vier Jahren sicheren Bindungstypen entsprechen. Die zweite Hälfte teilen sich vermeidend, unsicher-ambivalent und desorganisiert gebundene Bindungstypen. Das meint, dass ca. 50 Prozent der Menschen auch als Erwachsene sich schwer tun, stabile, ausgeglichene Beziehungen einzugehen.</p> Die Sehnsucht nach dem Unerreichbaren: Gibt´s schon eine APP für Glück? 2018-09-23T17:20:13+00:00 2018-09-23T17:20:13+00:00 https://www.hypnotherapie-augsburg.de/aktuelles-blogs/14-suche-nach-dem-glueck/78-die-sehnsucht-nach-dem-unerreichbaren-gibt-s-schon-eine-app-fuer-glueck.html Christian Baur <p>„Links oder rechts?“ fragt mich ein Freund bei einem abendlichen Treffen in meinem Stammlokal und hält mir sein Handy unter die Nase. Auf einem Foto blickt mir eine recht adrette Frau mit einem angestrengt wirkenden Lächeln entgegen, während sie sich vor irgendeiner Sehenswürdigkeit in Pose wirft.</p> <p>Ich bin verwirrt. „Also links ist erst mal immer besser als rechts“, entgegne ich, nehme das Handy, das er mir entgegenstreckt und wische das Bild aus Versehen nach oben. „Jetzt hast du ihr ein Super Like gegeben!“ ruft er etwas entsetzt aus. „Oh“, sage ich, „und das ist nicht gut?“</p> <p>„Links oder rechts?“ fragt mich ein Freund bei einem abendlichen Treffen in meinem Stammlokal und hält mir sein Handy unter die Nase. Auf einem Foto blickt mir eine recht adrette Frau mit einem angestrengt wirkenden Lächeln entgegen, während sie sich vor irgendeiner Sehenswürdigkeit in Pose wirft.</p> <p>Ich bin verwirrt. „Also links ist erst mal immer besser als rechts“, entgegne ich, nehme das Handy, das er mir entgegenstreckt und wische das Bild aus Versehen nach oben. „Jetzt hast du ihr ein Super Like gegeben!“ ruft er etwas entsetzt aus. „Oh“, sage ich, „und das ist nicht gut?“</p> Die zerrissene Seele: von denen, die nicht ankommen können 2018-12-12T13:23:17+00:00 2018-12-12T13:23:17+00:00 https://www.hypnotherapie-augsburg.de/aktuelles-blogs/13-liebe/95-die-zerrissene-seele-von-denen-die-nicht-ankommen-koennen.html Marion Friedrich <p style="margin-bottom: 0cm;">„Liebe ist das höchste Gesetz der Welt“, lese ich auf meinem Reformhaus-Chai-Teebeuteletikett und muss so loslachen, dass ich mich an meinem Tee verschlucke. Ach ja, denke ich mir, dann sollten wir Rechtskunde als Schulfach einführen. Zu frisch, zu akut sind noch all die Schilderungen meiner Freunde und Klienten, die in den letzten Wochen katastrophale Erfahrungen auf der Suche nach eben jener Liebe, die größer ist als die Angst, etwas noch besseres zu verpassen, machten.</p> <p style="margin-bottom: 0cm;">„Jeder will den perfekten Partner. Schauen Sie den Menschen an Ihrer Seite an: Ist er der perfekte? Wahrscheinlich nicht. Bei annähernd 8 Milliarden Menschen ist es unwahrscheinlich, dass Sie gerade den einen perfekten gefunden haben. Aber für eine Beziehung reicht auch der, der eben gut genug ist, aus.“, höre ich auf einem Vortrag zu heuristischen Entscheidungsprozessen.</p> <p style="margin-bottom: 0cm;">Wie ist das überein zu bringen mit unserer Online Dating Gesellschaft, mit unserer Ex- und Hopp-Mentalität in Beziehungen? Die nächste Affäre, die nächste Hoffnung auf „den einen welchen“ ist doch nur einen Klick entfernt. Wie kann es sein, dass ich das, was real stimmig scheint, was passt, einer virtuell existierenden Eventualität opfere?</p> <p style="margin-bottom: 0cm;">„Ich glaube schon, dass diese Männer (meistens sind es Männer, auch, wenn einige wenige Frauen unter den online Date-Abhängigen dabei sind) es ernst meinen“, berichtet ein Freund, ein auf Suchterkrankungen spezialisierter Kollege, als ich mit ihm über die Paradoxien der Online Dating Abhängigkeit spreche: „Da ist tatsächlich eine tiefe Sehnsucht, ankommen zu wollen, und auch zeitweise immer wieder der Eindruck, das bei der aktuellen Auserwählten tun zu können. Und dann schnappt die Suchtfalle wieder zu, und sie sind wieder online, um sich die nächste zu suchen. Diese Männer sind so komplexbehaftet, dass sie immer wieder den Kick und die Bestätigung brauchen. Die kommen nie an, so sehr sie es sich wünschen.“</p> <p style="margin-bottom: 0cm;">„Das ist eine tief greifende Persönlichkeitsstörung“, meint meine Supervisorin: „Die Person projiziert all das, was in ihr selbst ist, was er an sich ablehnt, auf den anderen – und fällt von der anfänglichen Idealisierung in die Entwertung. Damit hat er dann die Entschuldigung, wieder online zu gehen und weiter zu suchen. Denn er glaubt ja fest daran, dass der andere „Schuld“ hat am Scheitern der Beziehung, er selbst hätte ja so gerne ankommen wollen - und redet sich nun ein, dass es „da draußen“ einen besseren gibt.“</p> <p style="margin-bottom: 0cm;"> </p> <p style="margin-bottom: 0cm;">Was so desillusionierend klingt, ist es auch.</p> <p style="margin-bottom: 0cm;"><img src="https://www.hypnotherapie-augsburg.de/images/IMG_20171103_075204.jpg" width="350" /></p> <p style="margin-bottom: 0cm;">Wenn Partnerportale Vertragslaufzeiten anbieten, die bei 6 Monaten und utopischen Mitgliedsbeiträgen beginnen, die erst bei 2 Jahren mit automatischer Laufzeitverlängerung zu durchaus bezahlbaren Monatsbeiträgen führen, ist es sicher nicht im Sinne des Anbieters, wenn die Mitglieder der Dating Börse schnell eine Beziehung eingehen - und dann kündigen. Also werden weiter "Matches" geschickt oder "passende" Partnervorschläge per Mail gesendet. Und so stellt sich beim Online Konsumenten der so genannte „Kaufhauseffekt“ ein: Der, der sich zumindest finanziell für Jahre verpflichtet hat, shoppt Beziehungsversuche. Sein Profil löscht er auch dann nicht, wenn er mit einem gefundenen Partner bereits eine Immobilie erwerben will. Denn man weiß ja nie, und das Konto wird sowieso weiter belastet...</p> <p style="margin-bottom: 0cm;">Doch welches Signal setzt er damit seiner eigenen Psyche? Von Anfang an hat er sich selbst der Chance beraubt, es „wirklich“ versuchen zu können, sich „echt“ einzulassen. Jedes Mal, wenn er sein Profil auf „pausieren“ setzt und nicht löscht, verankert er in seinem Bewusstsein, dass er es wieder reaktivieren wird. Wie kann so eine tragfähige Beziehung beginnen, wie kann so eine echte Begegnung möglich werden?</p> <p style="margin-bottom: 0cm;">Wer ewig jagt, kommt nie an, wer ewig sucht, wird nie finden. Das, was gut ist, was erfüllend und passend sein kann, zerrinnt dem Jäger wie Sand zwischen den Fingern, in seinen Projektionen entgleitet ihm das wahre „Du“. Immer weiter auf der Flucht glaubt er doch, kurz vor seinem Ziel, dem Ankommen, zu sein – das er gleichzeitig nie erreichen wird, nicht erreichen kann.</p> <p style="margin-bottom: 0cm;">Er ist selbst so zerrissen, dass er meist nicht bemerkt, wie viel Schmerz und Leid er hinterlässt. Dass es jemanden gab, der an ihn glaubte, der ein „wir“ erschaffen wollte. Der bereit war, sich auf ihn einzulassen, ihn anzunehmen in seiner Ambivalenz.</p> <p style="margin-bottom: 0cm;">Und doch: Der, der Liebe in sich trägt, wird sie auch im Außen finden. Der, der sie nur jagt, verliert sich selbst.</p> <p style="margin-bottom: 0cm;">Vielleicht zitiert das nächste Reformhaus-Chai-Teebeuteletikett Marc Aurel: „Denke nicht so oft an das, was dir fehlt, sondern an das, was du hast.“ Und kämpfe darum, kämpfe um das, was du erreichen und bewahren willst - du hast es doch schon.</p> <p style="margin-bottom: 0cm;"> </p> <p style="margin-bottom: 0cm;"> </p> <p style="margin-bottom: 0cm;"> </p> <p style="margin-bottom: 0cm;"> </p> <p style="margin-bottom: 0cm;">„Liebe ist das höchste Gesetz der Welt“, lese ich auf meinem Reformhaus-Chai-Teebeuteletikett und muss so loslachen, dass ich mich an meinem Tee verschlucke. Ach ja, denke ich mir, dann sollten wir Rechtskunde als Schulfach einführen. Zu frisch, zu akut sind noch all die Schilderungen meiner Freunde und Klienten, die in den letzten Wochen katastrophale Erfahrungen auf der Suche nach eben jener Liebe, die größer ist als die Angst, etwas noch besseres zu verpassen, machten.</p> <p style="margin-bottom: 0cm;">„Jeder will den perfekten Partner. Schauen Sie den Menschen an Ihrer Seite an: Ist er der perfekte? Wahrscheinlich nicht. Bei annähernd 8 Milliarden Menschen ist es unwahrscheinlich, dass Sie gerade den einen perfekten gefunden haben. Aber für eine Beziehung reicht auch der, der eben gut genug ist, aus.“, höre ich auf einem Vortrag zu heuristischen Entscheidungsprozessen.</p> <p style="margin-bottom: 0cm;">Wie ist das überein zu bringen mit unserer Online Dating Gesellschaft, mit unserer Ex- und Hopp-Mentalität in Beziehungen? Die nächste Affäre, die nächste Hoffnung auf „den einen welchen“ ist doch nur einen Klick entfernt. Wie kann es sein, dass ich das, was real stimmig scheint, was passt, einer virtuell existierenden Eventualität opfere?</p> <p style="margin-bottom: 0cm;">„Ich glaube schon, dass diese Männer (meistens sind es Männer, auch, wenn einige wenige Frauen unter den online Date-Abhängigen dabei sind) es ernst meinen“, berichtet ein Freund, ein auf Suchterkrankungen spezialisierter Kollege, als ich mit ihm über die Paradoxien der Online Dating Abhängigkeit spreche: „Da ist tatsächlich eine tiefe Sehnsucht, ankommen zu wollen, und auch zeitweise immer wieder der Eindruck, das bei der aktuellen Auserwählten tun zu können. Und dann schnappt die Suchtfalle wieder zu, und sie sind wieder online, um sich die nächste zu suchen. Diese Männer sind so komplexbehaftet, dass sie immer wieder den Kick und die Bestätigung brauchen. Die kommen nie an, so sehr sie es sich wünschen.“</p> <p style="margin-bottom: 0cm;">„Das ist eine tief greifende Persönlichkeitsstörung“, meint meine Supervisorin: „Die Person projiziert all das, was in ihr selbst ist, was er an sich ablehnt, auf den anderen – und fällt von der anfänglichen Idealisierung in die Entwertung. Damit hat er dann die Entschuldigung, wieder online zu gehen und weiter zu suchen. Denn er glaubt ja fest daran, dass der andere „Schuld“ hat am Scheitern der Beziehung, er selbst hätte ja so gerne ankommen wollen - und redet sich nun ein, dass es „da draußen“ einen besseren gibt.“</p> <p style="margin-bottom: 0cm;"> </p> <p style="margin-bottom: 0cm;">Was so desillusionierend klingt, ist es auch.</p> <p style="margin-bottom: 0cm;"><img src="https://www.hypnotherapie-augsburg.de/images/IMG_20171103_075204.jpg" width="350" /></p> <p style="margin-bottom: 0cm;">Wenn Partnerportale Vertragslaufzeiten anbieten, die bei 6 Monaten und utopischen Mitgliedsbeiträgen beginnen, die erst bei 2 Jahren mit automatischer Laufzeitverlängerung zu durchaus bezahlbaren Monatsbeiträgen führen, ist es sicher nicht im Sinne des Anbieters, wenn die Mitglieder der Dating Börse schnell eine Beziehung eingehen - und dann kündigen. Also werden weiter "Matches" geschickt oder "passende" Partnervorschläge per Mail gesendet. Und so stellt sich beim Online Konsumenten der so genannte „Kaufhauseffekt“ ein: Der, der sich zumindest finanziell für Jahre verpflichtet hat, shoppt Beziehungsversuche. Sein Profil löscht er auch dann nicht, wenn er mit einem gefundenen Partner bereits eine Immobilie erwerben will. Denn man weiß ja nie, und das Konto wird sowieso weiter belastet...</p> <p style="margin-bottom: 0cm;">Doch welches Signal setzt er damit seiner eigenen Psyche? Von Anfang an hat er sich selbst der Chance beraubt, es „wirklich“ versuchen zu können, sich „echt“ einzulassen. Jedes Mal, wenn er sein Profil auf „pausieren“ setzt und nicht löscht, verankert er in seinem Bewusstsein, dass er es wieder reaktivieren wird. Wie kann so eine tragfähige Beziehung beginnen, wie kann so eine echte Begegnung möglich werden?</p> <p style="margin-bottom: 0cm;">Wer ewig jagt, kommt nie an, wer ewig sucht, wird nie finden. Das, was gut ist, was erfüllend und passend sein kann, zerrinnt dem Jäger wie Sand zwischen den Fingern, in seinen Projektionen entgleitet ihm das wahre „Du“. Immer weiter auf der Flucht glaubt er doch, kurz vor seinem Ziel, dem Ankommen, zu sein – das er gleichzeitig nie erreichen wird, nicht erreichen kann.</p> <p style="margin-bottom: 0cm;">Er ist selbst so zerrissen, dass er meist nicht bemerkt, wie viel Schmerz und Leid er hinterlässt. Dass es jemanden gab, der an ihn glaubte, der ein „wir“ erschaffen wollte. Der bereit war, sich auf ihn einzulassen, ihn anzunehmen in seiner Ambivalenz.</p> <p style="margin-bottom: 0cm;">Und doch: Der, der Liebe in sich trägt, wird sie auch im Außen finden. Der, der sie nur jagt, verliert sich selbst.</p> <p style="margin-bottom: 0cm;">Vielleicht zitiert das nächste Reformhaus-Chai-Teebeuteletikett Marc Aurel: „Denke nicht so oft an das, was dir fehlt, sondern an das, was du hast.“ Und kämpfe darum, kämpfe um das, was du erreichen und bewahren willst - du hast es doch schon.</p> <p style="margin-bottom: 0cm;"> </p> <p style="margin-bottom: 0cm;"> </p> <p style="margin-bottom: 0cm;"> </p> <p style="margin-bottom: 0cm;"> </p> Eine Liebeserklärung ans Leben: Ich sehe was, was du nicht siehst; Du siehst was, was ich nicht seh´. 2018-09-23T17:08:32+00:00 2018-09-23T17:08:32+00:00 https://www.hypnotherapie-augsburg.de/aktuelles-blogs/13-liebe/59-eine-liebeserklaerung-ans-leben-ich-sehe-was-was-du-nicht-siehst-du-siehst-was-was-ich-nicht-seh.html Christian Baur <p>Einsamkeit schleicht sich immer dann von hinten an, wenn wir uns klein, wenn wir uns hilflos fühlen. Selbst inmitten vieler Menschen kann sie dich umzingeln – wieder einmal bist du in einen Hinterhalt gelangt. Du könntest zum Telefonhörer greifen und deinen Liebsten anrufen, doch nur, um des Nachbarn Zwergkaninchens Probleme zu hören. Würde dies das Schreien deiner Gedanken übertönen?</p> <p>Als ich kürzlich als Ersthelfer bei einem furchtbaren Unfall in Wien war, verlor ich mich später, viel später in den Fluten der Nacht. Es ergab keinen Sinn mehr, noch auf die Party zu gehen, auf der ich Freunde hätte treffen können, mein Pensionszimmer erschien mir als Schrein.</p> <p>Einsamkeit schleicht sich immer dann von hinten an, wenn wir uns klein, wenn wir uns hilflos fühlen. Selbst inmitten vieler Menschen kann sie dich umzingeln – wieder einmal bist du in einen Hinterhalt gelangt. Du könntest zum Telefonhörer greifen und deinen Liebsten anrufen, doch nur, um des Nachbarn Zwergkaninchens Probleme zu hören. Würde dies das Schreien deiner Gedanken übertönen?</p> <p>Als ich kürzlich als Ersthelfer bei einem furchtbaren Unfall in Wien war, verlor ich mich später, viel später in den Fluten der Nacht. Es ergab keinen Sinn mehr, noch auf die Party zu gehen, auf der ich Freunde hätte treffen können, mein Pensionszimmer erschien mir als Schrein.</p>