Die moderne Verhaltenstherapie ist zu einem großen Teil von achtsamkeitsbasierten Ansätzen geprägt: Das meint nicht nur, dass wir dem Klienten Meditationstechniken an die Hand geben, ihn ins Yoga oder Qigong schicken oder ihn mit Defusionstechniken aus der Akzeptanz- und Commitment-Therapie Abstand von belastenden Gedankeninhalten gewinnen lassen – das meint vor allem auch, dass wir in einem ersten Schritt Gefühlen, so wie sie sich zeigen, Raum geben. Gefühle dürfen sein, wir lassen sie stehen – ohne sie sofort ändern zu wollen. Doch dabei gilt immer die alte Weisheit:

„Habe den Mut, das zu verändern, was du kannst
Habe die Gelassenheit, das Unveränderbare zu akzeptieren
Habe die Klugheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“ 

Nun kommen zu mir in meine Praxis selten Menschen, die sich in der besten Phase ihres Lebens befinden. Nein – vielmehr klopft jeden Tag das Leiden an meine Tür.

Doch was hat es mit dem Leiden auf sich?

In dieser unserer Existenz ist Schmerz unvermeidbar – denn Leben bringt Bedürfnisse mit sich. Und nicht immer sind die Strategien, die wir wählen, um unsere physischen, psychischen und transzendentalen Bedürfnisse zu befriedigen, dauerhaft vorhanden: Güter schwinden, Menschen verlassen uns, wir trennen uns von ihnen, wir verlieren sie. Meist ist uns in solchen Situationen nicht ad hoc bewusst, dass das Universum uns eine Vielzahl von anderen Strategien zur Verfügung stellt, mittels derer wir unsere Wunden heilen könnten: Wir beginnen zu leiden.

Aus Perspektive von ACT ist Leiden das Ergebnis einer mathematischen Formel:

Leiden = Schmerz + Schmerz über den Schmerz

Leiden ist nicht naturgegeben – wir wählen Leid. Oft, weil wir nicht einsehen, wie wir selbst etwas zur Veränderung beitragen können – noch häufiger jedoch, weil wir nicht glauben wollen, dass wir selbst (und nur wir selbst) für unsere Bedürfnisse zuständig sind. Wir können von niemanden verlangen, dass er sich zur Strategie macht, die auf unsere Bedürfnislage abzielt. Oft genug müssen wir loslassen - Dinge, Menschen - und vor allem Ideen. Denn das, was weh tut, ist vor allem, dass wir uns von einer Vorstellung verabschieden müssen, von der Projektion unser selbst in eine Zukunft mit diesem Ding, dieser Situation oder diesem Menschen... Das mag erklären, weshalb es kein Patentrezept gibt, um Leiden auf seine Basis des Schmerzes zu reduzieren: Denn wenn es gilt, die IDEE, die Projektion von uns in die Zukunft, loszulassen, so ist jedes Mal aufs Neue zu erarbeiten, weshalb uns die Gegenwart OHNE diese Idee so unerträglich erscheint

. Das meint: Wir sind gefordert, stetig an uns zu arbeiten, um uns selbst, Schritt für Schritt, erkennend nahezukommen. Und manchmal können nur noch wir selbst uns spiegeln.  

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Ich habe bis vor Kurzem nie den Unterschied zwischen Tai Chi (was ich selbst einmal in einem Kurs vor vielen Jahren ausprobiert habe) und Qi Gong verstanden – selbstverständlich nutzte ich die Gelegenheit, einen Mann, der im Park Übungen machte, daraufhin anzusprechen. Ich weiß nicht, ob ich noch alle Unterschiedskriterien, die er mir nannte, richtig memoriere, aber alles in allem scheint es wohl so zu sein, dass a) Tai Chi aus Qigong heraus entstand, dass b) Tai Chi als Kampfkunst gilt, während Qigong als Teil der TCM Heilen / Energien ausbalancieren will, dass c) es natürlich unterschiedliche Bewegungen gibt und dass d) Tai Chi und Qigong auf verschiedene Art und Weise mit den Energien arbeiten. Während Taijijuan (Tai-Chi Chuan) nur sinngemäß mit „Kämpfen nach dem höchsten Prinzip“ übersetzt werden kann, bedeutet Qigong in etwa: „stete Arbeit am Qi“ (dem Ki, der Energie, wie es in anderen Kampfkünsten genannt wird).

Hier wurde ich hellhörig: Es geht um die stete Arbeit. Wenn mich mein westlicher Verstand nicht total in die Irre leitet, geht es also, genau wie in der eigenen psychischen Entwicklung, um ein „immer weiter Machen“, um ein "Nie Aufgeben", um ein "Dabei Bleiben" – TROTZ allem, nicht WEGEN allem. Es geht darum, auch in guten Zeiten am Ball zu bleiben, nicht nur in schlechten Zeiten aus der Not heraus etwas anpacken, verändern zu wollen.

Es geht darum, sich und seine Möglichkeiten insoweit kennenzulernen und zu trainieren, dass es immer deutlicher wird, was ich ändern kann und was ich akzeptieren muss.

Und vielleicht, vielleicht geht es auch ein wenig darum, dass ich mir immer wieder vor Augen halte, was noch aus mir werden kann – wenn ich es mir erlaube, wenn ich daran arbeite. 

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