Der ein oder andere erinnert ich an die Musik der 1980er Jahre: Eine Zeit der Neuerfindung der Individualität, eine Zeit der grellen Einfachheit, der fehlenden Beschämung, das Gute im Leben zu wollen. Eine Zeit, in der es erfüllend war, an die Macht der Liebe zu glauben.

Und auch, wenn ich nie viel mit der NDW anfangen konnte, klingen mir in den letzten Tagen doch immer mehr einige Zeilen aus einem Song von Codo im Ohr:

„Und ich düse, düse, düse, düse im Sauseschritt
Und bring' die Liebe mit von meinem Himmelsritt.

Denn die Liebe, Liebe, Liebe, Liebe, die macht viel Spass,
Viel mehr Spaß als irgendwas.

Objekt überwindet den Hassschirm.
Ätzend, ich bin so ätzend, alles zersetzend:
Ich bin der Hass.

Und ich düse, düse, düse, düse im Sauseschritt
Und bring' die Liebe mit von meinem Himmelsritt.“

Ich stoße an meine Grenzen des Verständnisses, wenn ich mich in dieser meiner heutigen Zeit, in dieser meiner gegebenen-gemachten Welt umblicke. Denn ich gehe fest davon aus, dass es weniger Energie kostet, uns mit anderen zu identifizieren - als sie als Feind zu identifizieren und zu bekämpfen.

Ich glaube fest daran, (und alles, was ich von der Neurobiologie von Säugetieren und der Hirnforschung weiß, bestätigt mich in diesem Glauben), dass wir Säugetiere eine angeborene Fähigkeit zur Empathie besitzen, mithin von Natur aus liebesfähig sind. Dass wohlwollendes, mitfühlendes Verhalten anderen gegenüber also eine natürliche Selbstverständlichkeit ist, dass es hingegen einen enormen Aufwand braucht, um Strategien zu entwickeln, ein aus Primärgefühlen wie Wut und Angst konstruiertes Erleben wie Hass auszudrücken – es läuft wider unsere animalische Natur. Weshalb also verschwenden wir unsere kostbare, nicht wiederbringbare Lebenszeit und -energie damit, uns gegenseitig zu verletzten und zu zerstören?

Als Kinder sind wir auf Bezugspersonen angewiesen, die uns empathisch begegnen, um selbst den Willen zur Empathie zu entwickeln. Doch bleibt Empathievermögen als Anlage stets bestehen. Weil wir soziale Wesen, weil wir Herdentiere sind.

Irgendwann beginnen wir dann, dysfunktionalen Annahmen Wahrheitsgehalt zuzuschreiben: Dass jeder Einzelkämpfer sei, dass niemandem zu vertrauen sei, dass es in der Welt nur um Macht und Geld ginge etc. Und so beginnen wir, uns abgesondert zu erleben, ständig auf der Hut, nicht von unseren Nächsten verraten und verlassen zu werden.

Wir frönen dysfunktionalem Coping, jagen Karrieren, Statussymbolen, großen Abenteuern und wechselnden Beziehungen hinterher. Wir verlieren auf dieser Suche nach der besten Ablenkung vom Wesentlichen mehr und mehr Kraft.

Irgendwann sind hassgetriebene Gedanken ein Automatismus. Wir grenzen uns von unseren geschaffenen Feindbildern ab, verweigern Kommunikation, entziehen Zwischenmenschlichkeit – wir haben uns auf dem selbst kreierten Planet des Hasses eingeigelt.

Wir nehmen es nicht einmal mehr wahr – solange Terror und Krieg nicht unmittelbar vor unserer Haustür uns zum Innehalten zwingt.

Dann benötigt es wieder rückgeführte Energie, um sich selbst von diesen Gedanken und Gefühlen zu befreien. Schließlich fallen negative und gedankengefütterte (und damit perpetuierte) Emotionen doch auch immer auch einen selbst zurück. Und doch, vielleicht ist es möglich, ich will daran glauben: Gewalt lässt sich nicht mit Gewalt bekämpfen, meine Intention in der Anwendung von Gewalt macht mich nicht zum guten Menschen. Entzug von Begegnung, das sich der Kommunikation-Verschließen trägt nicht zur Verständigung bei.


Vielleicht kann es Mitgefühl, vielleicht kann es Liebe?

 

 

 

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