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Blogs zum Umgang mit Angst und Trauer – Heilpraxis für Psychotherapie und Hypnose Dr. phil. Marion Friedrich https://www.hypnotherapie-augsburg.de/aktuelles-blogs/blogs-zur-bewaeltigung-von-angst.feed 2024-05-19T02:23:09+00:00 Hypnotherapie Augsburg info@hypnotherapie-augsburg.de Joomla! - Open Source Content Management ... lass dein Herz leicht werden wie eine Feder 2018-09-24T16:35:55+00:00 2018-09-24T16:35:55+00:00 https://www.hypnotherapie-augsburg.de/aktuelles-blogs/15-endlichkeit-des-lebens/89-lass-dein-herz-leicht-werden-wie-eine-feder.html Christian Baur <p>Manchmal glaubt der Tod, uns ans Leben erinnern zu müssen. Er plustert sich, drohgebärdend, auf und stellt sich vor unser flackerndes Licht. Dann will er mehr sein als nur der stille Begleiter, der sich auf unseren Spuren von Schatten zu Schatten drängt: Er stellt sich uns entgegen, versperrt uns den Weg und drängt sich in die Sonne. „Schau mich an“, scheint er zu raunen, „ich fordere dich auf, dein eigentliches Ich zu sein. Wie blickst du mir entgegen? Heroisch, voll Gleichmut, voll unterdrückter Angst? In meinen Augen spiegelt sich deine schlimmste Furcht, ich gewinne meine Macht durch das, was du mir zuschreibst. Ich kann alles für dich sein. Tiefste Qual, endloses Entsetzten, silberne Hoffnung, endlose Erlösung. Ich lasse dich ruhen, oder auferstehen, lasse dich aufgeben oder frei wie ein Traumgespinst jede Möglichkeit realisieren. Wähle – denn das ist deine Pflicht.“</p> <p>Manchmal glaubt der Tod, uns ans Leben erinnern zu müssen. Er plustert sich, drohgebärdend, auf und stellt sich vor unser flackerndes Licht. Dann will er mehr sein als nur der stille Begleiter, der sich auf unseren Spuren von Schatten zu Schatten drängt: Er stellt sich uns entgegen, versperrt uns den Weg und drängt sich in die Sonne. „Schau mich an“, scheint er zu raunen, „ich fordere dich auf, dein eigentliches Ich zu sein. Wie blickst du mir entgegen? Heroisch, voll Gleichmut, voll unterdrückter Angst? In meinen Augen spiegelt sich deine schlimmste Furcht, ich gewinne meine Macht durch das, was du mir zuschreibst. Ich kann alles für dich sein. Tiefste Qual, endloses Entsetzten, silberne Hoffnung, endlose Erlösung. Ich lasse dich ruhen, oder auferstehen, lasse dich aufgeben oder frei wie ein Traumgespinst jede Möglichkeit realisieren. Wähle – denn das ist deine Pflicht.“</p> Ändere dein Narrativ: Leiden oder Leben? 2021-05-16T07:35:13+00:00 2021-05-16T07:35:13+00:00 https://www.hypnotherapie-augsburg.de/aktuelles-blogs/12-bewaeltigung-von-angst-und-trauer/143-aendere-dein-narrativ-leiden-oder-leben.html Marion Friedrich <p>Aus der Gedächtnisforschung wissen wir genug, um eine durchaus weitreichende Behauptung zu belegen: Jede Erinnerung sagt mehr über mein gegenwärtiges Erleben als über die Vergangenheit aus. Manche gehen so weit um zu denken, jede Erinnerung käme einer Erfindung gleich, sei eine rückwärts gerichtete Illusion, so, wie eine Zukunftsvision eine vorwärts gerichtete ist.</p> <p>Sicherlich ist irgendetwas geschehen, es wird nicht behauptet, wir würden einer reinen Halluzination erliegen, wenn wir uns erinnern. Und doch scheint eine Erinnerung mehr einer Fata Morgana, einer Luftspiegelung, oder auch einer Chimäre zu gleichen: Schon im präsenten Erleben werden Ereignisse nicht unverzerrt wahrgenommen – wir erleben doch immer aus der eigenen Perspektive heraus und schon in der Wahrnehmung und in der folgenden Weiterverarbeitung ändern wir die faktischen Begebenheiten ab. Im Weiteren, jedes Mal, wenn wir uns erinnern, fügen wir (nicht intentional) Details hinzu oder lassen welche weg.</p> <p>Wir kennen diesen Phänomen vom beliebten Kinderspiel der Flüsterpost: Das, was anfangs gesagt wurde, hart reichlich wenig mit dem, was der letzte in der Reihe hört, zu tun.</p> <p>In der Therapie geht es häufig darum, sich mit Vergangenem auseinanderzusetzen. Oft begleitet der Wunsch, endlich loslassen, endlich vergessen zu können, das Leiden. Und doch scheinen gerade die ungewollten Erinnerungen, die automatisierten Gedankengänge, genau dies zu verhindern.</p> <p>Vielmals glaubt man, keine Kontrolle über den traumatischen Gedankensog zu haben, die Erinnerungen und die begleitenden Emotionen scheinen sofort da zu sein. Und selbst, wenn dann der Moment der Erinnerung (im Trauma oft auch als Flashbacks oder Intrusionen auftretend) vorüber ist, bleiben all die unaushaltbar anmutenden Emotionen: Das Leben besteht mehr und mehr aus Angst, aus Wut, aus Groll. Doch wenn diese Gefühle einmal Überhand gewonnen haben neigen sie dazu, auch alle anderen Erlebnisse, sogar den Alltag, einzufärben: Wenn dieses Gefühl mein Standardgefühl geworden ist, begegne ich anderen Menschen und ihren Verhaltensweisen genau aus dieser Wahrnehmungsgrundlage heraus. Und so verbringe ich mehr und mehr meiner kostbaren Lebenszeit in Angst, in Wut, in Groll.</p> <p><img src="https://www.hypnotherapie-augsburg.de/images/post-2.png" alt="" width="203" height="163" /></p> <p>Wenn wir uns nun verdeutlichen, dass die Vergangenheit nur so viel Macht hat wie wir ihr jetzt verleihen, gewinnen wir Selbstwirksamkeit zurück: Wenn wir uns klar machen, dass es unser eigenes Narrativ ist, das wir wieder und wieder wiederholen, erfahren wir direkt Entscheidungsfreiheit. Wir können beginnen uns auszusuchen, welche Geschichte wir uns erzählen, wir merken, dass es an uns liegt, den nächsten Akt zu schreiben.</p> <p> </p> <p>Jedes Mal, wenn der erste rückwärts gerichtete Gedanken kommt, hast du diese ultimative Freiheit der Stellungnahme zu dem Erlebten: Erzählst du dir die selbe tragische Geschichte erneut? Gehst du also wieder barfuß auf die frisch asphaltierte Straße, verglühst dir die Fußsohlen? Oder hältst du dieses Mal inne, blickst in die andere Richtung, betrittst den blumengesäumten Pfad oder die Wolke aus rosaroter Zuckerwatte? Suche dir einen Weg aus, deinen neuen Weg, der dir gut tut, der dir besser tut: Lass ihn vor deinem inneren Auge Bild werden.</p> <p>Gleich, was du visualisierst: Tue es. Male dir aus, spüre nach, wie es sich anfühlt, auf weichem Gras zu gehen oder auf luftigen Wolken, schnüffle in die Luft, wie der Duft der Blüten riecht. <br />Gewöhne dein Gehirn daran, nicht die bekannte Straße erneut zu gehen, von der du weißt, dass sie dich nicht in dein gutes, selbstbestimmtes Leben führt. Betrete den neuen Weg, erschaffe dir ein neues Narrativ. Fange an zu leben. Es ist deine Lebenszeit.</p> <p>Aus der Gedächtnisforschung wissen wir genug, um eine durchaus weitreichende Behauptung zu belegen: Jede Erinnerung sagt mehr über mein gegenwärtiges Erleben als über die Vergangenheit aus. Manche gehen so weit um zu denken, jede Erinnerung käme einer Erfindung gleich, sei eine rückwärts gerichtete Illusion, so, wie eine Zukunftsvision eine vorwärts gerichtete ist.</p> <p>Sicherlich ist irgendetwas geschehen, es wird nicht behauptet, wir würden einer reinen Halluzination erliegen, wenn wir uns erinnern. Und doch scheint eine Erinnerung mehr einer Fata Morgana, einer Luftspiegelung, oder auch einer Chimäre zu gleichen: Schon im präsenten Erleben werden Ereignisse nicht unverzerrt wahrgenommen – wir erleben doch immer aus der eigenen Perspektive heraus und schon in der Wahrnehmung und in der folgenden Weiterverarbeitung ändern wir die faktischen Begebenheiten ab. Im Weiteren, jedes Mal, wenn wir uns erinnern, fügen wir (nicht intentional) Details hinzu oder lassen welche weg.</p> <p>Wir kennen diesen Phänomen vom beliebten Kinderspiel der Flüsterpost: Das, was anfangs gesagt wurde, hart reichlich wenig mit dem, was der letzte in der Reihe hört, zu tun.</p> <p>In der Therapie geht es häufig darum, sich mit Vergangenem auseinanderzusetzen. Oft begleitet der Wunsch, endlich loslassen, endlich vergessen zu können, das Leiden. Und doch scheinen gerade die ungewollten Erinnerungen, die automatisierten Gedankengänge, genau dies zu verhindern.</p> <p>Vielmals glaubt man, keine Kontrolle über den traumatischen Gedankensog zu haben, die Erinnerungen und die begleitenden Emotionen scheinen sofort da zu sein. Und selbst, wenn dann der Moment der Erinnerung (im Trauma oft auch als Flashbacks oder Intrusionen auftretend) vorüber ist, bleiben all die unaushaltbar anmutenden Emotionen: Das Leben besteht mehr und mehr aus Angst, aus Wut, aus Groll. Doch wenn diese Gefühle einmal Überhand gewonnen haben neigen sie dazu, auch alle anderen Erlebnisse, sogar den Alltag, einzufärben: Wenn dieses Gefühl mein Standardgefühl geworden ist, begegne ich anderen Menschen und ihren Verhaltensweisen genau aus dieser Wahrnehmungsgrundlage heraus. Und so verbringe ich mehr und mehr meiner kostbaren Lebenszeit in Angst, in Wut, in Groll.</p> <p><img src="https://www.hypnotherapie-augsburg.de/images/post-2.png" alt="" width="203" height="163" /></p> <p>Wenn wir uns nun verdeutlichen, dass die Vergangenheit nur so viel Macht hat wie wir ihr jetzt verleihen, gewinnen wir Selbstwirksamkeit zurück: Wenn wir uns klar machen, dass es unser eigenes Narrativ ist, das wir wieder und wieder wiederholen, erfahren wir direkt Entscheidungsfreiheit. Wir können beginnen uns auszusuchen, welche Geschichte wir uns erzählen, wir merken, dass es an uns liegt, den nächsten Akt zu schreiben.</p> <p> </p> <p>Jedes Mal, wenn der erste rückwärts gerichtete Gedanken kommt, hast du diese ultimative Freiheit der Stellungnahme zu dem Erlebten: Erzählst du dir die selbe tragische Geschichte erneut? Gehst du also wieder barfuß auf die frisch asphaltierte Straße, verglühst dir die Fußsohlen? Oder hältst du dieses Mal inne, blickst in die andere Richtung, betrittst den blumengesäumten Pfad oder die Wolke aus rosaroter Zuckerwatte? Suche dir einen Weg aus, deinen neuen Weg, der dir gut tut, der dir besser tut: Lass ihn vor deinem inneren Auge Bild werden.</p> <p>Gleich, was du visualisierst: Tue es. Male dir aus, spüre nach, wie es sich anfühlt, auf weichem Gras zu gehen oder auf luftigen Wolken, schnüffle in die Luft, wie der Duft der Blüten riecht. <br />Gewöhne dein Gehirn daran, nicht die bekannte Straße erneut zu gehen, von der du weißt, dass sie dich nicht in dein gutes, selbstbestimmtes Leben führt. Betrete den neuen Weg, erschaffe dir ein neues Narrativ. Fange an zu leben. Es ist deine Lebenszeit.</p> Angst ist der Schwindel der Freiheit 2018-09-23T15:11:32+00:00 2018-09-23T15:11:32+00:00 https://www.hypnotherapie-augsburg.de/aktuelles-blogs/12-bewaeltigung-von-angst-und-trauer/42-angst-ist-der-schwindel-der-freiheit.html Christian Baur <p>„Der Angst ins Gesicht lachen“ beschrieb Viktor Frankl seine Paradoxe Intention: Er war der festen Überzeugung, dass es uns allen gelingen kann, die Trotzmacht des Geistes zu wecken. Denn auch hinter jeder physischen oder psychischen Beeinträchtigung existiert die noetische (geistige) Dimension unversehrt weiter – und in ihr können wir die Kraft finden, unsere Angst nicht nur zu ertragen, sondern uns über sie hinwegzuheben. Denn: „Wir brauchen uns von uns selbst nicht alles gefallen zu lassen“.</p> <p>„Der Angst ins Gesicht lachen“ beschrieb Viktor Frankl seine Paradoxe Intention: Er war der festen Überzeugung, dass es uns allen gelingen kann, die Trotzmacht des Geistes zu wecken. Denn auch hinter jeder physischen oder psychischen Beeinträchtigung existiert die noetische (geistige) Dimension unversehrt weiter – und in ihr können wir die Kraft finden, unsere Angst nicht nur zu ertragen, sondern uns über sie hinwegzuheben. Denn: „Wir brauchen uns von uns selbst nicht alles gefallen zu lassen“.</p> Die Gans unter Schwänen: von der Angst, allein zu sein 2018-09-23T17:13:07+00:00 2018-09-23T17:13:07+00:00 https://www.hypnotherapie-augsburg.de/aktuelles-blogs/13-liebe/69-die-gans-unter-schwaenen-von-der-angst-allein-zu-sein.html Christian Baur <p>Wer versucht, auf seine ersten Lebensjahre zurückzublicken, schaut in ein schwarzes Loch: Es muss kein düsterer Abgrund sein, der sich da auftut, und doch erhellt kein Licht die Vergessenheit. Es ist unmöglich, sich bewusst an die ersten Jahre zu erinnern. Das Gehirn ist erst ab dem 3. Lebensjahr überhaupt in der Lage, Erinnerungen abzuspeichern. Und doch prägt uns diese Zeit sehr.</p> <p>So bestimmen die Beziehungserfahrungen dieser Zeit, welche (und ob überhaupt) Bindungen wir im Laufe des Lebens eingehen, welche Beziehungsmuster sich ausprägen. <br />Untersuchungen zeigen, dass ca. die Hälfte aller Kleinkinder im Alter von bis zu vier Jahren sicheren Bindungstypen entsprechen. Die zweite Hälfte teilen sich vermeidend, unsicher-ambivalent und desorganisiert gebundene Bindungstypen. Das meint, dass ca. 50 Prozent der Menschen auch als Erwachsene sich schwer tun, stabile, ausgeglichene Beziehungen einzugehen.</p> <p>Wer versucht, auf seine ersten Lebensjahre zurückzublicken, schaut in ein schwarzes Loch: Es muss kein düsterer Abgrund sein, der sich da auftut, und doch erhellt kein Licht die Vergessenheit. Es ist unmöglich, sich bewusst an die ersten Jahre zu erinnern. Das Gehirn ist erst ab dem 3. Lebensjahr überhaupt in der Lage, Erinnerungen abzuspeichern. Und doch prägt uns diese Zeit sehr.</p> <p>So bestimmen die Beziehungserfahrungen dieser Zeit, welche (und ob überhaupt) Bindungen wir im Laufe des Lebens eingehen, welche Beziehungsmuster sich ausprägen. <br />Untersuchungen zeigen, dass ca. die Hälfte aller Kleinkinder im Alter von bis zu vier Jahren sicheren Bindungstypen entsprechen. Die zweite Hälfte teilen sich vermeidend, unsicher-ambivalent und desorganisiert gebundene Bindungstypen. Das meint, dass ca. 50 Prozent der Menschen auch als Erwachsene sich schwer tun, stabile, ausgeglichene Beziehungen einzugehen.</p> Es gibt keinen Verlust 2018-12-01T18:48:22+00:00 2018-12-01T18:48:22+00:00 https://www.hypnotherapie-augsburg.de/aktuelles-blogs/12-bewaeltigung-von-angst-und-trauer/94-es-gibt-keinen-verlust.html Marion Friedrich <p>Wie viele Träume hast du dieses Jahr begraben? Welche Liebe nicht gelebt? Welchen Glauben hast du aufgegeben? Wie viel hat es gekostet, nicht, es wäre doch so einfach, aufzugeben?</p> <p>Vielleicht hast du eingesehen, dass es für dich doch keine Hoffnung gibt – alles, was sie versprach, ist als Lüge entlarvt. Kein Sonnenuntergang wartet darauf, dass du in ihn tanzt, kein grüner Hügel lädt dich zum Hinunterlaufen ein. Alle Tränen sind geweint, alle Berührungen umsonst.</p> <p>Was bleibt scheint nur das Warten auf die Linderung der Traurigkeit. Nicht, weil du noch denkst, sie könne je vergehen, sondern weil irgendetwas anderes sich wie ein dickes Tuch darüber legt. Lange schon weißt du, dass sie darunter wartet - nicht behände lauernd wie die Verzweiflung und das Entsetzen, sondern träge mäandernd wie ein gemächlicher Strom.</p> <p>Du hast alle Schichten abgezogen, glanzlos rostet dein skelettiertes Ich dahin. Woran hältst du dich nun fest?</p> <p><img src="https://www.hypnotherapie-augsburg.de/images/straenpoesie.jpg" alt="" width="333" height="448" /></p> <p>Im „Handbüchlein der Moral“, das die Lehre Epiktets zusammenfasst, findet sich im elften Abschnitt:</p> <p>„Sag nie von einer Sache: „Ich habe sie verloren“, sondern: „Ich habe sie zurückgegeben.“ Dein Kind ist gestorben? Es wurde zurückgegeben. Diene Frau ist gestorben? Sie wurde zurückgegeben. „Man hat mir mein Grundstück gestohlen.“ Nun, auch das wurde zurückgegeben. „Aber es ist doch ein Schuft, der es mir gestohlen hat.“ Was schert es dich, durch wen es der Geber zurückforderte? Solange er es dir zur Verfügung stellt, behandle es als fremdes Eigentum wie die Reisenden ihre Herberge.“</p> <p><br />Das, was dir genommen ist, und das, was vielleicht nie war, dir nur versprochen schien, ist nicht verloren. Es existiert doch weiter – es ist in dir, wie du in allem anderen bist.<br />Was dir bleibt, ist deine Vorstellung, ist ebenso Erinnerung. Du brauchst nicht zu trauern. Du stehst allem, was geschieht, als Idee gegenüber: Du kannst Stellung beziehen, kannst dich selbst definieren. Wer willst du sein? Verhalte dich dann so.</p> <p>Die Essenz der Menschen und der Dinge für dich ist dein Gefühl, aus deiner Ideenwelt geboren, all dem gegenüber. Das geht nicht verloren, denn es entsteht in dir. Wenn du willst, bewahre es, zehre davon, halte es in dir. Es benötigt kein Gegenüber, um zu sein. Und alles, was ist, bleibt, Irgendwo. In seiner eigenen Zeit. Du gehst weiter, (er-)findest dein Lächeln neu.</p> <p><img src="https://www.hypnotherapie-augsburg.de/images/IMG_20160903_124006.jpg" alt="" width="349" height="196" /></p> <p>Wie viele Träume hast du dieses Jahr begraben? Welche Liebe nicht gelebt? Welchen Glauben hast du aufgegeben? Wie viel hat es gekostet, nicht, es wäre doch so einfach, aufzugeben?</p> <p>Vielleicht hast du eingesehen, dass es für dich doch keine Hoffnung gibt – alles, was sie versprach, ist als Lüge entlarvt. Kein Sonnenuntergang wartet darauf, dass du in ihn tanzt, kein grüner Hügel lädt dich zum Hinunterlaufen ein. Alle Tränen sind geweint, alle Berührungen umsonst.</p> <p>Was bleibt scheint nur das Warten auf die Linderung der Traurigkeit. Nicht, weil du noch denkst, sie könne je vergehen, sondern weil irgendetwas anderes sich wie ein dickes Tuch darüber legt. Lange schon weißt du, dass sie darunter wartet - nicht behände lauernd wie die Verzweiflung und das Entsetzen, sondern träge mäandernd wie ein gemächlicher Strom.</p> <p>Du hast alle Schichten abgezogen, glanzlos rostet dein skelettiertes Ich dahin. Woran hältst du dich nun fest?</p> <p><img src="https://www.hypnotherapie-augsburg.de/images/straenpoesie.jpg" alt="" width="333" height="448" /></p> <p>Im „Handbüchlein der Moral“, das die Lehre Epiktets zusammenfasst, findet sich im elften Abschnitt:</p> <p>„Sag nie von einer Sache: „Ich habe sie verloren“, sondern: „Ich habe sie zurückgegeben.“ Dein Kind ist gestorben? Es wurde zurückgegeben. Diene Frau ist gestorben? Sie wurde zurückgegeben. „Man hat mir mein Grundstück gestohlen.“ Nun, auch das wurde zurückgegeben. „Aber es ist doch ein Schuft, der es mir gestohlen hat.“ Was schert es dich, durch wen es der Geber zurückforderte? Solange er es dir zur Verfügung stellt, behandle es als fremdes Eigentum wie die Reisenden ihre Herberge.“</p> <p><br />Das, was dir genommen ist, und das, was vielleicht nie war, dir nur versprochen schien, ist nicht verloren. Es existiert doch weiter – es ist in dir, wie du in allem anderen bist.<br />Was dir bleibt, ist deine Vorstellung, ist ebenso Erinnerung. Du brauchst nicht zu trauern. Du stehst allem, was geschieht, als Idee gegenüber: Du kannst Stellung beziehen, kannst dich selbst definieren. Wer willst du sein? Verhalte dich dann so.</p> <p>Die Essenz der Menschen und der Dinge für dich ist dein Gefühl, aus deiner Ideenwelt geboren, all dem gegenüber. Das geht nicht verloren, denn es entsteht in dir. Wenn du willst, bewahre es, zehre davon, halte es in dir. Es benötigt kein Gegenüber, um zu sein. Und alles, was ist, bleibt, Irgendwo. In seiner eigenen Zeit. Du gehst weiter, (er-)findest dein Lächeln neu.</p> <p><img src="https://www.hypnotherapie-augsburg.de/images/IMG_20160903_124006.jpg" alt="" width="349" height="196" /></p> Heilen braucht Unendlichkeit 2018-11-17T12:04:28+00:00 2018-11-17T12:04:28+00:00 https://www.hypnotherapie-augsburg.de/aktuelles-blogs/12-bewaeltigung-von-angst-und-trauer/92-heilen-braucht-unendlichkeit.html Marion Friedrich <p><span style="font-family: tahoma, arial, helvetica, sans-serif; font-size: 10pt;">„Ich glaube fest daran, dass, wenn wir selbst heilen, die Welt mit uns heilt“, sagte vor kurzem während einer Traumatherapie-Fortbildung eine Teilnehmerin.</span></p> <p><span style="font-family: tahoma, arial, helvetica, sans-serif; font-size: 10pt;">Können wir heilen? Ist es wirklich möglich, von dem, was niemals hätte geschehen dürfen, was du aushalten musstest, ganz zu heilen? Wie lange wird dies dauern? Reicht die Unendlichkeit dafür?</span></p> <p><span style="font-family: tahoma, arial, helvetica, sans-serif; font-size: 10pt;">„Jede unendliche Teilmenge einer abzählbaren Menge ist abzählbar. Abzählbare Mengen haben den kleinsten Grad von Unendlichkeit“, las ich neulich in einem Mathematiklehrbuch – und war gebannt vom Zauber dieser Vorstellung: Unendlich ist präsent, ist überall, sogar, wenn sie gefangen scheint von einem Zaun aus Zahlen.</span></p> <p><span style="font-family: tahoma, arial, helvetica, sans-serif; font-size: 10pt;">Unendlichkeit ist hier gegeben, sie liegt in meiner Hand. Wie ein neugeborener Welpe mit dunklem, seidigen Fell schmiegt sie sich in meine Handfläche, ich kann sie berühren, streicheln, halten. Der kleinste Grad Unendlichkeit umfasst doch bereits die gesamte Unendlichkeit, so ist in diesem einen Hier und Jetzt all die Zeit geborgen. Dieser eine Moment ist die abzählbare Menge, die unendliche Teilmengen aus Seins-Instanzen beinhaltet. So wird der Moment selbst ewig, dehnt sich aus, und doch ist er greifbar, ich nenne ihn beim Namen: Du bist eins, du bist jetzt.</span></p> <p><span style="font-family: tahoma, arial, helvetica, sans-serif; font-size: 10pt;"> <img src="https://www.hypnotherapie-augsburg.de/images/IMG_20181112_0716541.jpg" width="353" height="471" /></span></p> <p><span style="font-family: tahoma, arial, helvetica, sans-serif; font-size: 10pt;">Können wir heilen? Können wir ganz ganz werden?</span></p> <p><span style="font-family: tahoma, arial, helvetica, sans-serif; font-size: 10pt;"> </span></p> <p><span style="font-family: tahoma, arial, helvetica, sans-serif; font-size: 10pt;">Vielleicht nicht, wahrscheinlich nicht: Und doch ist es möglich, all die Narben, die das Leben schlug, glätten zu können. Und vielleicht macht eben das die Heilung aus: Dich selbst wieder als Teil des Lebens zu sehen, dich selbst in all der Lebendigkeit, die dich erfüllt, spüren zu können. Und damit auch der Welt zu ermöglichen, an dir zu genesen.</span></p> <p><span style="font-family: tahoma, arial, helvetica, sans-serif; font-size: 10pt;">Was für ein wundervoller Gedanke, welch´ erfüllende Vorstellung: Wenn ich heile, heilt die Welt. Die Welt will an mir heilen, ich will an der Welt heilen.</span></p> <p><span style="font-family: tahoma, arial, helvetica, sans-serif; font-size: 10pt;">Wenn ich mir erlaube, ein Stückchen ganzer zu werden, wird auch die Welt ein Stückchen ganzer. Wenn ich beginne, gut für mich selbst zu sorgen, kann die Welt besser versorgt sein. Vertraue. </span></p> <p><span style="font-family: tahoma, arial, helvetica, sans-serif; font-size: 10pt;">„Ich glaube fest daran, dass, wenn wir selbst heilen, die Welt mit uns heilt“, sagte vor kurzem während einer Traumatherapie-Fortbildung eine Teilnehmerin.</span></p> <p><span style="font-family: tahoma, arial, helvetica, sans-serif; font-size: 10pt;">Können wir heilen? Ist es wirklich möglich, von dem, was niemals hätte geschehen dürfen, was du aushalten musstest, ganz zu heilen? Wie lange wird dies dauern? Reicht die Unendlichkeit dafür?</span></p> <p><span style="font-family: tahoma, arial, helvetica, sans-serif; font-size: 10pt;">„Jede unendliche Teilmenge einer abzählbaren Menge ist abzählbar. Abzählbare Mengen haben den kleinsten Grad von Unendlichkeit“, las ich neulich in einem Mathematiklehrbuch – und war gebannt vom Zauber dieser Vorstellung: Unendlich ist präsent, ist überall, sogar, wenn sie gefangen scheint von einem Zaun aus Zahlen.</span></p> <p><span style="font-family: tahoma, arial, helvetica, sans-serif; font-size: 10pt;">Unendlichkeit ist hier gegeben, sie liegt in meiner Hand. Wie ein neugeborener Welpe mit dunklem, seidigen Fell schmiegt sie sich in meine Handfläche, ich kann sie berühren, streicheln, halten. Der kleinste Grad Unendlichkeit umfasst doch bereits die gesamte Unendlichkeit, so ist in diesem einen Hier und Jetzt all die Zeit geborgen. Dieser eine Moment ist die abzählbare Menge, die unendliche Teilmengen aus Seins-Instanzen beinhaltet. So wird der Moment selbst ewig, dehnt sich aus, und doch ist er greifbar, ich nenne ihn beim Namen: Du bist eins, du bist jetzt.</span></p> <p><span style="font-family: tahoma, arial, helvetica, sans-serif; font-size: 10pt;"> <img src="https://www.hypnotherapie-augsburg.de/images/IMG_20181112_0716541.jpg" width="353" height="471" /></span></p> <p><span style="font-family: tahoma, arial, helvetica, sans-serif; font-size: 10pt;">Können wir heilen? Können wir ganz ganz werden?</span></p> <p><span style="font-family: tahoma, arial, helvetica, sans-serif; font-size: 10pt;"> </span></p> <p><span style="font-family: tahoma, arial, helvetica, sans-serif; font-size: 10pt;">Vielleicht nicht, wahrscheinlich nicht: Und doch ist es möglich, all die Narben, die das Leben schlug, glätten zu können. Und vielleicht macht eben das die Heilung aus: Dich selbst wieder als Teil des Lebens zu sehen, dich selbst in all der Lebendigkeit, die dich erfüllt, spüren zu können. Und damit auch der Welt zu ermöglichen, an dir zu genesen.</span></p> <p><span style="font-family: tahoma, arial, helvetica, sans-serif; font-size: 10pt;">Was für ein wundervoller Gedanke, welch´ erfüllende Vorstellung: Wenn ich heile, heilt die Welt. Die Welt will an mir heilen, ich will an der Welt heilen.</span></p> <p><span style="font-family: tahoma, arial, helvetica, sans-serif; font-size: 10pt;">Wenn ich mir erlaube, ein Stückchen ganzer zu werden, wird auch die Welt ein Stückchen ganzer. Wenn ich beginne, gut für mich selbst zu sorgen, kann die Welt besser versorgt sein. Vertraue. </span></p> Schattenboxen mit dem Tod: die Schnecke an der Leine 2018-09-24T16:34:03+00:00 2018-09-24T16:34:03+00:00 https://www.hypnotherapie-augsburg.de/aktuelles-blogs/15-endlichkeit-des-lebens/86-schattenboxen-mit-dem-tod-die-schnecke-an-der-leine.html Christian Baur <p>Ich träume.</p> <p>Ich habe für meine Lieblingsweinbergschnecke ein Miniatur-Geschirr gebastelt, die lange, filigrane Leine kann ich um meinen kleinen Finger wickeln, um die Schnecke spazieren zu führen. Behutsam zäume ich die Schnecke auf. Wir beginnen unseren Weg.</p> <p>Ich erinnere mich.</p> <p>Ich träume.</p> <p>Ich habe für meine Lieblingsweinbergschnecke ein Miniatur-Geschirr gebastelt, die lange, filigrane Leine kann ich um meinen kleinen Finger wickeln, um die Schnecke spazieren zu führen. Behutsam zäume ich die Schnecke auf. Wir beginnen unseren Weg.</p> <p>Ich erinnere mich.</p> Trauma: Wenn du dein Ich verloren glaubst 2018-09-23T15:19:10+00:00 2018-09-23T15:19:10+00:00 https://www.hypnotherapie-augsburg.de/aktuelles-blogs/12-bewaeltigung-von-angst-und-trauer/47-trauma-wenn-du-dein-ich-verloren-glaubst.html Christian Baur <p>Was du erleben musstest, hättest du, hätte niemand, erleben dürfen: Unsere Sprache reicht nicht aus, um dem Entsetzen Ausdruck zu verleihen. Du willst verstummen, und du musst doch reden, immer und immer wieder, über das, was du bezeugen musstest.</p> <p>Was du erleben musstest, hättest du, hätte niemand, erleben dürfen: Unsere Sprache reicht nicht aus, um dem Entsetzen Ausdruck zu verleihen. Du willst verstummen, und du musst doch reden, immer und immer wieder, über das, was du bezeugen musstest.</p> Vom Segel Reffen und ins Leben Zurückfinden 2018-09-23T15:11:00+00:00 2018-09-23T15:11:00+00:00 https://www.hypnotherapie-augsburg.de/aktuelles-blogs/12-bewaeltigung-von-angst-und-trauer/41-vom-segel-reffen-und-ins-leben-zurueckfinden.html Christian Baur <p>„Du sollst das Segel dann reffen, wenn du das erste Mal daran denkst“, begleitete ein lieber Freund eine Anekdote.</p> <p>Diesen Merksatz aus dem Segelsport machte ich mir zur Leitlinie für alle jene Situationen, in denen wir uns fragen: „WANN soll ich das tun, mich damit auseinandersetzen, das sagen etc.?“</p> <p>„Du sollst das Segel dann reffen, wenn du das erste Mal daran denkst“, begleitete ein lieber Freund eine Anekdote.</p> <p>Diesen Merksatz aus dem Segelsport machte ich mir zur Leitlinie für alle jene Situationen, in denen wir uns fragen: „WANN soll ich das tun, mich damit auseinandersetzen, das sagen etc.?“</p> Wenn morgen der letzte Tag deines Lebens wäre... 2019-01-20T14:16:40+00:00 2019-01-20T14:16:40+00:00 https://www.hypnotherapie-augsburg.de/aktuelles-blogs/15-endlichkeit-des-lebens/100-wenn-morgen-der-letzte-tag-deines-lebens-waere.html Marion Friedrich <p>„Was würdest du tun“, fragt mich ein Freund, „wenn du genau wüsstest, dass morgen der letzte Tag deines Lebens wäre?“ Ich habe ihn erst vor kurzem kennengelernt, als er, desorientiert und in Aufruhr, durchs Klinikum irrte. Er begleitete seine Mutter zur Tumorsprechstunde und suchte die Radiologie. Ich zeigte sie ihm, und während seine Mutter eine weitere Untersuchung über sich ergehen lassen musste, gingen wir einen Kaffee trinken – und freundeten uns an. <br />Er ist Statistiker – doch in diesem Fall tut ihm sein Wissen kaum Gutes. Denn, was als Zahlen relativ positiv wirkt: „Im Durchschnitt überleben 80 % der Frauen mit Brustkrebs die nächsten 5 Jahre und über 70 % die nächsten 10 Jahre. 70.000 Neuerkrankungen pro Jahr, 17.000 sterben pro Jahr daran“ wirkt gleich ganz anders, wenn wir an den Einzelfall denken. Was ist, wenn du zu den 20 Prozent gehörst, die es eben nicht über die nächsten 5 Jahre schaffen? Wenn du eine der 17.000, die es nicht schaffen, bist?</p> <p><img src="https://www.hypnotherapie-augsburg.de/images/Fotolia_109723840_XS.jpg" alt="" /></p> <p><br />Ich lächle ihm zu – diese Frage ist mir nicht neu. Nicht nur Menschen, die in meinem Beruf arbeiten, sondern jeder andere auch sollte sich diese Frage regelmäßig stellen, um immer wieder zu überprüfen, ob der eigene Weg noch stimmt. Deine Antwort auf diese Frage ist dein bester Indikator, ob es Änderungsbedarf in deinem Leben gibt.<br />„Ich weiß relativ genau, dass ich alles fast wie immer machen würde. Ich würde vielleicht ein paar Termine absagen, die Erstklienten an Kollegen überstellen, einiges an Unterricht absagen. Aber ich würde morgens rennen, in den Sonnenaufgang dort am Fluss, ich würde in die Uni gehen, ich würde in meiner Praxis meine Klienten empfangen... Dann würde ich Freunde treffen...“<br />Er unterbricht mich, blinzelt mich an: „Dir würde es um gar nichts leid tun?“<br />Ich schlucke, Wehmut fällt mich von hinten an. Denn auch, wenn ich mich bemühe, mein Leben so zu gestalten, dass ich im Alltag all das leben kann, was für mich Sinn bedeutet, so bleibt doch einiges, was ich warten ließ. Ich habe keine Rechnung offen, da gibt es niemandem mehr, dem ich verzeihen will, die Narben, die mir geschlagen sind, sind mit denen, die ich bei anderen hinterließ, aufgehoben. Ich habe bei denen, die ich verletzte, lange schon um Verzeihung gefragt, die, die mich so verletzten, dass es nie zu heilen vermag, sind auf sich gestellt. Dennoch hängt mein Herz, natürlich, an der Diesseitigkeit.<br />„Doch“, nicke ich: „Da ist einiges, was für mich kein Ende fand. Ich würde so gerne noch all die Bücher schreiben, die ich im Kopf mit mir trage, ich will meine Fragen klären, will, nur einige Male noch, das Glück einer Erkenntnis spüren. Ich will noch so viel wissen, in Erfahrung bringen... Banales, Triviales wie genauso wie Weltbewegendes, Aussagekräftiges...<br />Ist zum Beispiel der Unterschied im Ausleben der Individualität zwischen Deutschen und Chinesen auch auf die Grammatik zurückzuführen? Oder bestimmt das unterschiedliche Denken erst die Sprache? Im Chinesischen hangelt man sich vom Großen zum Kleinen, z.B. nennt man erst das Jahr, dann den Monat, dann den Tag, man geht also vom Allgemeinen zum Besonderen – im Deutschen ist es umgekehrt, da gehe ich von Detail zum Übergreifenden... Ist das der Hintergrund des Gesellschaftssystems?<br />Ich will meine Theorie zu Raum und Zeit und deren Konstruktion abrunden, will meine Bewusstseinsthesen publizieren, will noch mehr über Paradies und Hölle als Konstrukte im eigenen Sterbeprozess sinnieren, ich will...“ und ich halte inne, weil mich eine tiefe Traurigkeit beinahe zärtlich überschwemmt „...noch so viele Aha-Momente, will in dunstigen Nächten, in denen samtiger Rotwein auf der Zunge liegt, diskutieren, philosophieren, die Köpfe aneinanderlegen, berauscht vom Intellektualisieren... ich will noch einmal küssen, oh, küssen, das schönste, weil intimste, was doch mit unser Menschsein ausmacht, will mich halten lassen, von jemandem, der mich nicht liebt, dem ich das Herz nicht breche, wenn ich am nächsten Tag nicht wiederkehre... Ich will wach liegen und die Sterne zählen, will die sanfte Sehnsucht spüren, wenn ein Geliebter mir eine Nachricht schickt, will die Umarmung meiner Freunde spüren...“<br /><br />Er schweigt, schaut mich an, senkt den Blick, flüstert, kaum hörbar, mir zu: „Meine Mutter sagt auch, dass sie noch leben will...“<br /><br /><br /></p> <p>„Was würdest du tun“, fragt mich ein Freund, „wenn du genau wüsstest, dass morgen der letzte Tag deines Lebens wäre?“ Ich habe ihn erst vor kurzem kennengelernt, als er, desorientiert und in Aufruhr, durchs Klinikum irrte. Er begleitete seine Mutter zur Tumorsprechstunde und suchte die Radiologie. Ich zeigte sie ihm, und während seine Mutter eine weitere Untersuchung über sich ergehen lassen musste, gingen wir einen Kaffee trinken – und freundeten uns an. <br />Er ist Statistiker – doch in diesem Fall tut ihm sein Wissen kaum Gutes. Denn, was als Zahlen relativ positiv wirkt: „Im Durchschnitt überleben 80 % der Frauen mit Brustkrebs die nächsten 5 Jahre und über 70 % die nächsten 10 Jahre. 70.000 Neuerkrankungen pro Jahr, 17.000 sterben pro Jahr daran“ wirkt gleich ganz anders, wenn wir an den Einzelfall denken. Was ist, wenn du zu den 20 Prozent gehörst, die es eben nicht über die nächsten 5 Jahre schaffen? Wenn du eine der 17.000, die es nicht schaffen, bist?</p> <p><img src="https://www.hypnotherapie-augsburg.de/images/Fotolia_109723840_XS.jpg" alt="" /></p> <p><br />Ich lächle ihm zu – diese Frage ist mir nicht neu. Nicht nur Menschen, die in meinem Beruf arbeiten, sondern jeder andere auch sollte sich diese Frage regelmäßig stellen, um immer wieder zu überprüfen, ob der eigene Weg noch stimmt. Deine Antwort auf diese Frage ist dein bester Indikator, ob es Änderungsbedarf in deinem Leben gibt.<br />„Ich weiß relativ genau, dass ich alles fast wie immer machen würde. Ich würde vielleicht ein paar Termine absagen, die Erstklienten an Kollegen überstellen, einiges an Unterricht absagen. Aber ich würde morgens rennen, in den Sonnenaufgang dort am Fluss, ich würde in die Uni gehen, ich würde in meiner Praxis meine Klienten empfangen... Dann würde ich Freunde treffen...“<br />Er unterbricht mich, blinzelt mich an: „Dir würde es um gar nichts leid tun?“<br />Ich schlucke, Wehmut fällt mich von hinten an. Denn auch, wenn ich mich bemühe, mein Leben so zu gestalten, dass ich im Alltag all das leben kann, was für mich Sinn bedeutet, so bleibt doch einiges, was ich warten ließ. Ich habe keine Rechnung offen, da gibt es niemandem mehr, dem ich verzeihen will, die Narben, die mir geschlagen sind, sind mit denen, die ich bei anderen hinterließ, aufgehoben. Ich habe bei denen, die ich verletzte, lange schon um Verzeihung gefragt, die, die mich so verletzten, dass es nie zu heilen vermag, sind auf sich gestellt. Dennoch hängt mein Herz, natürlich, an der Diesseitigkeit.<br />„Doch“, nicke ich: „Da ist einiges, was für mich kein Ende fand. Ich würde so gerne noch all die Bücher schreiben, die ich im Kopf mit mir trage, ich will meine Fragen klären, will, nur einige Male noch, das Glück einer Erkenntnis spüren. Ich will noch so viel wissen, in Erfahrung bringen... Banales, Triviales wie genauso wie Weltbewegendes, Aussagekräftiges...<br />Ist zum Beispiel der Unterschied im Ausleben der Individualität zwischen Deutschen und Chinesen auch auf die Grammatik zurückzuführen? Oder bestimmt das unterschiedliche Denken erst die Sprache? Im Chinesischen hangelt man sich vom Großen zum Kleinen, z.B. nennt man erst das Jahr, dann den Monat, dann den Tag, man geht also vom Allgemeinen zum Besonderen – im Deutschen ist es umgekehrt, da gehe ich von Detail zum Übergreifenden... Ist das der Hintergrund des Gesellschaftssystems?<br />Ich will meine Theorie zu Raum und Zeit und deren Konstruktion abrunden, will meine Bewusstseinsthesen publizieren, will noch mehr über Paradies und Hölle als Konstrukte im eigenen Sterbeprozess sinnieren, ich will...“ und ich halte inne, weil mich eine tiefe Traurigkeit beinahe zärtlich überschwemmt „...noch so viele Aha-Momente, will in dunstigen Nächten, in denen samtiger Rotwein auf der Zunge liegt, diskutieren, philosophieren, die Köpfe aneinanderlegen, berauscht vom Intellektualisieren... ich will noch einmal küssen, oh, küssen, das schönste, weil intimste, was doch mit unser Menschsein ausmacht, will mich halten lassen, von jemandem, der mich nicht liebt, dem ich das Herz nicht breche, wenn ich am nächsten Tag nicht wiederkehre... Ich will wach liegen und die Sterne zählen, will die sanfte Sehnsucht spüren, wenn ein Geliebter mir eine Nachricht schickt, will die Umarmung meiner Freunde spüren...“<br /><br />Er schweigt, schaut mich an, senkt den Blick, flüstert, kaum hörbar, mir zu: „Meine Mutter sagt auch, dass sie noch leben will...“<br /><br /><br /></p>